Couchtische aus Esche

Für einen sehr lieben Menschen wollte ich zwei Couchtische bauen. Dem ging voraus, dass sie diese Art Couchtisch im Internet gefunden hat und mir zeigte. Dieses Modell war aus Eiche und das Paar sollte etwa 800 € kosten…
Im Grunde war es nichts Besonderes. Ein durchgehendes 60 cm tiefes Brett wird auf Gehrung geschnitten und dann verleimt. Fertig.

Wie so oft liegt die Herausforderung darin, etwas augenscheinlich sehr einfaches und schlichtes auch genau so einfach herzustellen. In diesem Fall war dem nicht so, soviel kann ich schon verraten…

Das Material

Ich kaufte bei meinem Holzfachhändler eine schöne Bohle aus Esche. Esche deswegen, weil es farblich deutlich besser in das Wohnzimmer meiner Freundin passt als Eiche.
Leider ist das Kaufen von Holz in Corona-Zeiten nicht sehr angenehm, aber ich fand schließlich was ich suchte. Also ab auf den Dachgepäckträger und nach Hause!

Die Bohle zerteilte ich bereits vor der Haus… äh Kellertür so, wie ich der Meinung war, dass ich sie nachher verarbeiten kann.

Beim Zerteilen wurde mir schnell klar, dass eine Bohle nicht ausreichte… Also schnell wieder zum Holzhändler, wobei ich mich vorher telefonisch angemeldet habe…
Das Problem war nämlich folgendes: Die Couchtische sollten 600 mm tief sein und die Bohle war nur rund 400 mm tief. Ich konnte somit nicht einfach die Bohle abrichten, Hobeln und dann zu einem Tisch verleimen, sondern ich musste eine Leimholzplatte herstellen. Das ich dabei auf die Maserung achten musste, hat mir natürlich keiner gesagt… aber ich greife vor….

Nun hatte ich auch die zweite Bohle vor der Haus… äh Kellertür liegen und zerteilte auch diese in handliche Stücke.
Danach ging es an die Kreissäge, wo ich die einzelnen Teile grob zuschnitt. Es folgte das Abrichten und aushobeln und zack hatte ich vernünftige und wunderschöne Eschenbretter.

fertig zu Weiterverarbeitung…

Ich liebe Esche! Es lässt sich ganz wunderbar bearbeiten, ist schwer und hart aber nicht zu hart, nicht harzig und es weist eine wunderschöne Maserung auf.

Leimholzplatten

Nun ging es an das Herstellen der einzelnen Leimholzplatten. Für jeden Tisch brauchte ich eine Platte und zwei Beine. Und da wurde mir erst bewusst, dass ich ja eigentlich ein durchgehendes Maserungsbild haben wollte, das aber mit den aufgeteilten Bohlen nun etwas schwierig wird…
Da ich alle Bretter gut abgerichtet habe, konnte ich die Einzelteile so drehen und wenden, bis ich ein einigermaßen stimmiges und umlaufendes Maserungsbild hinkriegte. Glücklicherweise habe ich das alles mit dem Schreinerdreieck markiert, sonst wäre ich nicht nur beim Verleimen, sondern auch später beim Zusammenbauen durcheinander gekommen… würde ich jetzt gerne schreiben, aber ich habe nicht alles markiert und musste so später herumrätseln wie welches Teil angeordnet werden musste…
Also: immer schön markieren!

Damit das Maserungsbild so blieb und die Kanten oben bündig abschließen, fräste ich Dominos ein.

Als alle Platten verleimt waren ging es ans Schleifen. Dazu nahm ich meinen Bandschleifer mit Schleifrahmen. Da die verleimten Bretter gut gehobelt waren und alles gerade verleimt wurde, fing ich gleich mit 120er Schleifpapier an. Schnell merkte ich aber, dass es doch die eine oder andere Unebenheit gab und so belegte ich die Fläche mit Bleistiftstrichen, schliff einmal komplett darüber und schaute, wo noch etwas von den Bleistiftstrichen zu sehen waren. Es war nicht viel aber für einen Couchtisch war es mir persönlich zu uneben. Also ging es nochmal mit 80er Schleifpapier los mit dem ich quer zur Maserung schliff um die Platte zu egalisieren. Danach folgten 120er und 240er Körnung. Das Schleifen mit der 320er Körnung konnte ich nur mit dem Exzenterschleifer machen, weil ich keine Schleifbänder gefunden habe. Das sah am Ende schon ziemlich gut aus!

Blöd nur, dass alle meine Schreinerdreiecke nun wieder verschwunden waren… ja wer hätte das gedacht…? Zum Glück fiel mir das nach dem Schleifen der ersten Platte auf, so dass ich daraufhin die Markierungen am Stirnholz machte.

Es folgte das Formatieren der Leimholzplatten, wobei ich auf einer Seite Gehrungsschnitte durchführte. Glücklicherweise habe ich erst die “Beine” mit einem Gehrungsschnitt versehen, bevor ich die Platte auf die endgültige Länge schnitt. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass einige der Platten nicht fest und bündig auf dem Schiebeschlitten meiner Formatkreissäge auflagen. Dadurch wurde der Schnitt nicht exakt und die Gehrung war unsauber.
Die Lösung waren meine beiden Exzenter-Niederhalter, die das Werkstück mit einer Zulage plan auf den Schiebeschlitten pressten.

Auf diesem Bild kann man schwach erkennen, dass die Platte nicht ganz eben auf dem Tisch aufliegt
So ist es besser: Niederhalter und Zulage sorgen für einen perfekten Schnitt

Es folgte nun das fräsen der Dominos. Die Grundidee war, dass die Dominos für eine perfekt geschlossene Gehrung sorgen.

Trotzdem wollte ich auf die Leimstellen einen gleichmäßigen Pressdruck ausüben. Mit meinen Korpuszwingen ging das nicht, weil die Tischplatte 120 cm lang war und meine längste Korpuszwinge (zu diesem Zeitpunkt…) nur 100 cm mass. Auf Youtube fand ich eine Art Verleimhilfe für Gehrungen. Es handelt sich um einfache Holzstücke, die so geformt sind, dass man Schraubzwingen im richtigen Winkel an die Verleimung ansetzen kann.

Multiplexreste als Verleimhilfe

Es handelt sich um 15 mm Multiplexreste, die ich an den Innenseiten mit zwei unterschiedlichen Winkeln (45 und 22,5 Grad) ausgesägt habe. Wichtig ist dabei, dass du die Unterseite mit einem rutschhemmenden Material versiehst. Ich habe zum Beispiel selbstklebendes Moosgummi verwendet.
Ich habe von diesen Teilen etwa 20 Stück an der Bandsäge ausgesägt. Sie sind etwa 16 cm lang und ca. 4 cm hoch. Der Steg in der Mitte ist etwa 15 mm hoch. Es kommt dabei nicht auf das genaue Maß an, die Verleimhilfen sollten nur alle gleich sein.

Die Verleimhilfen werden nun gleichmäßig auf die Breite angeordnet und mit einer starken Leiste und Zwingen auf der einen Seite befestigt. Das passiert natürlich VOR dem Verleimen. Ich habe zusätzlich die Innenseiten an der Klebestelle mit Klebeband abgeklebt, um austretenden Leim nicht auf dem Holz zu haben.

Nun wird Leim angegeben und die Schraubzwingen werden angesetzt.

Jetzt erzielst du gleichmäßigen Druck über die gesamt Breite. Allerdings habe ich vorher einige Fehler gemacht, von denen ich dir hier kurz berichten will. Das spart im Zweifelsfall Nerven…
Wichtig ist auf jeden Fall das Moosgummi. Die schräg angesetzten Schraubzwingen erzeugen soviel Druck, dass die Verleimhilfen verrutschen. Das gilt im Übrigen auch für die dicke Leiste. Sie sollte hinten bündig ans Ende angesetzt werden, weil sich die Verleimhilfen sonst darunter verschieben..

Auf keinen Fall so anordnen…
… sondern so…

Trotz dieser Hilfsmittel war das Verleimen doch recht stressig. Zuerst nur, weil die Verleimhilfen andauernd verrutschten und ich ständig nachjustieren musste. Ich stellte aber auch fest, dass meine Baumarkt-Schraubzwingen einfach nur Schrott waren. Ich vermute, dass Leimreste auf der Führungsschiene der Zwinge dafür sorgte, dass der bewegliche Spannarm immer wegrutschte und dadurch der Pressdruck nachließ. Durch den dadurch entstandenen ungleichmäßigen Pressdruck öffnete sich die Gehrung an einigen Stellen und ich musste schnell handeln.

Letztendlich hat dann doch alles geklappt und die Verleimung sah gut aus.

nach dem Bearbeiten

Da ich die Stellen abgeklebt habe, an denen austretender Leim Spuren hinterlassen konnte, war die Nacharbeit nicht ganz so aufwändig. Trotzdem habe ich nochmal alles mit 320er Schleifpapier geschliffen und damit auch die Kanten der Gehrungen vorsichtig gebrochen. Wenn du hier zuviel wegnimmst, sieht die Gehrung unansehnlich aus – also vorsichtig arbeiten!

Nach dem Schleifen habe ich mit einem Bürstenaufsatz für meinen Staubsauger alle Flächen der Couchtische entstaubt und dann draußen geölt. Wie immer habe ich auch dieses Mal ein Lackleinöl genommen. Für Innenmöbel reicht es alle Flächen damit einzureiben, kurz warten und dann gleich mit einem Leinentuch (in meinem Fall ein altes T-Shirt) abzureiben.

Der Geruch ist meiner Meinung nach sehr angenehm und nicht aufdringlich. Trotzdem dauert es, bis die Oberfläche kein Öl mehr abgibt, bzw. das Öl erhärtet. Also schön trocknen lassen und nicht gleich irgendetwas daraufstellen.

Nachdem die Oberfläche ein paar Tage in meinem Keller trocknen konnte, habe ich die Couchtische mit meinem kleinen Lasergravierer gelabelt.

Zum Glück war die Freude groß, als ich die beiden Couchtische ablieferte und ich muss sagen, ich bin auch sehr zufrieden. Esche ist ein wirklich tolles Holz und die Maserung wertet nicht nur den Raum und das Haus auf… nein ich würde sagen der ganze Ort hat deutlich an Attraktivität gewonnen durch diese beiden Möbelstücke…. 🙂

Was würde ich beim nächsten Mal anders machen? Zum einen habe ich jetzt 150 cm lange Korpuszwingen, da kann ich mir höchstwahrscheinlich dieses Klemmchaos sparen. Zum anderen würde ich mir im Vorwege mehr Gedanken zur Maserung und zur Aufteilung der Bretter machen. Ansonsten werde ich wohl noch etwas in neue Schraubzwingen investieren – einfach meinem Nervenkostüm zuliebe…

Ich hoffe, es hat auch dir gefallen und du konntest ein wenig Inspiration aus diesem Projekt ziehen.

Bis bald
Frank
– der Kellerwerker

3 Gedanken zu „Couchtische aus Esche

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