Ich bleibe mal beim “Speed-Heimwerken”, einfach weil ich glaube, dass viele Heimwerker die gleichen zeitlichen Probleme haben, wie ich.
Die Aufgabe bestand darin, in unseren Gartenzaun zum Nachbarn ein Gartentor zu integrieren. Das Tor sollte möglichst leicht sein und mit einem wie auch immer gearteten Mechanismus wieder von selbst zugehen.
Der Gartenzaun besteht aus 130 mm breiten Brettern aus sibirischer Lärche. Den Zaun habe ich mit meinem Nachbarn vor einigen Jahren gebaut und das Holz ist entsprechend angegraut.
Um Materialkosten zu sparen, beschloss ich, das Tor aus den drei Brettern zu bauen, die ich zwischen Pfosten und Gartenhäuschen herausnahm.
Im Nachhinein hätte ich die Bretter mal so lassen sollen. Als ich mir aber seinerzeit die “Rohware” so anschaute, entschied ich, die Bretter durch den Dickenhobel zu schieben.
Ich entfernte also die Farbspuren und hobelte die Bretter so ab, dass sie einigermaßen ansehnlich waren.
Alleine durch diese Maßnahme, war die Chance die oben genannten 60 Minuten einzuhalten, vertan…
Ich teilte die Bretter mit der Tischkreissäge in der Mitte auf und sägte sie mit der Kappsäge auf die benötigte Länge (4 x 84 cm und 2 x 100 cm)
Ich schaue in letzter Zeit mit wachsender Begeisterung die Youtube-Videos von Jimmy Diresta. Jimmy ist eine Art Alleskönner und kombiniert Holzwerken mit Metallarbeiten mit einem sehr eigenen Arbeitsstil. Er arbeitet meistens eher “Pie mal Daumen” und erzielt damit nicht nur eine sehr hohe Arbeitsgeschwindigkeit, sondern vor allem sehr tolle Ergebnisse. Ich frage mich dabei häufig, ob es wirklich immer erforderlich ist, auf den letzten Millimeter exakt zu messen, wenn doch mit dem Heimwerkerwerkzeug meistens gar nicht so exakt arbeiten kann.
Mit diesem Hintergedanken im Kopf plante ich den Rahmen mit einer einfachen Überblattung zu bauen.
Es ist eine der einfacheren Eckverbindungen. Für die, die davon noch nichts gehört haben hier eine Skizze:
Der Vorteil dieser Verbindung ist zum einen, dass sie recht leicht herzustellen ist, und dass sie besser aussieht als wenn man die Bretter stumpf aufeinander schraubt. Meiner Meinung hält sie auch aufgrund der großen Klebefläche besser als eine Verbindung mittels Taschenbohrung.
Ganz im Sinne von Jimmy Diresta zeichnete ich die Mitte des Brettes von Hand an und legte nur ein Brett flach auf, um die Breite anzuzeichnen. Das Ergebnis sah so aus:
Da ich hier keinen Schönheitspreis gewinnen wollte, sägte ich die Bretter mit der Bandsäge zurecht. Da geht zugegeben nicht ganz so exakt, wie mit der Tischkreissäge und einem Schiebeschlitten, aber es geht deutlich schneller.
Ich legte den Rahmen zurecht und klebte die Einzelteile mit PU-Kleber zusammen.
Es folgten die mittleren Leisten. Diese wollte ich nun wieder mit Taschenbohrungen verbinden.
Ich sägte die Leisten exakte auf Länge und bohrte die Löcher mit Hilfe meiner Wolfcraft Bohschablone.
Die Leisten setzte ich dann mit PU-Kleber in den Rahmen und setzte die Schrauben.
Wichtig ist darauf zu achten, dass die Bohrungen unten sitzen.
Ich gewinne diesmal tatsächlich keinen Schönheitspreis, aber die Funktionalität ist in diesem Fall wichtiger…
Durch das Hobeln haben die Bretter eine Materialstärke von etwa 15 Millimetern. Um den Rahmen wenigstens etwas zu verstärken, wollte ich eine Leiste oben draufsetzen. Ich hatte noch ein Reststück einer Lärchenlatte herumliegen, welches ich auf Länge sägte und mittels Tischkreissäge mit einer 15 mm breiten Nut versah.
Diese Leiste klebte ich wieder mit PU-Kleber oben auf den Rahmen.
Das Gartentor war nun vom Grundsatz her fertig und die 60 Minuten seit etwa 60 Minuten vorbei…
Nun folgte die Überlegung, wie sich das Tor wie von Geisterhand wieder schließt…
Ich bin ein bekennender Messi. Immer wenn ich z.B. auf dem Sperrmüll etwas sehe, von dem ich mir auch nur im Entferntesten vorstellen könnte, es mal irgendwann zu gebrauchen, nehme ich es mit.
In diesem Fall kam es mir zugute, dass ich mir einige dicke Federn von einem Ausklappbett mitgenommen habe. Es handelt sich eigentlich um Zugfedern, aber man kann auch beim Drehen eine Spannung erzeugen und für sich ausnutzen.
Ich musste auch nicht lange überlegen, wie ich die Kraft auf das Tor übertragen kann, sondern schnappte mir eine 30×30 mm starkte Leiste aus der Restekiste, teilte sie in der Mitte und sägte mit der Tischkreissäge ein Nut hinein in die ich die Enden der Feder versenkte.
Um die Feder an dem Holzstück zu befestigen bohrte ich jeweils ein 8 mm Durchgangsloch und sicherte sie jeweils mit einer Schlossschraube.
Es folgte die Montage.
Aus dem Baumarkt (sorry Manuel) besorgte ich mir Torbeschläge und Einhänger.
Um das Tor zu befestigen, schraubte ich einen Pfosten an das Gartenhäuschen, der etwa 5 cm zum Boden Luft hat (wegen Vergammelungsgefahr). An diesen Pfosten schraubte ich die Einhänger an. Leider gibt es von diesem Arbeitsschritt keine Fotos, aber ich bin mir sicher, Du kannst es Dir bildlich vorstellen… 🙂
Den geisterhaften Feder-Schließ-Mechanismus schraubte ich erst am Pfosten fest, drehte im Uhrzeigersinn das Gegenstück einmal herum, um eine ausreichende Spannung zu erzeugen, und schraubte dann das besagte Gegenstück an das Tor.
Das klappt (!) hervorragend!
Und zwar so hervorragend, dass ich in meiner Euphorie nicht aufpasste und das Tor mir an den Kopf knallte… Ich hatte natürlich vergessen, Stopper anzubringen…
Das holte ich schnell nach, indem ich zwei Leistenabschnitte oben und unten an das Tor montierte, die gegen den anderen Pfosten stoßen und das Tor somit vor meinem Kopf schützt…oder andersherum… zumindest halten sie das Tor davon ab, durchzuschwingen.
Alles in Allem habe ich doch fast drei Stunden gebraucht und meinen 60-Minuten-Ansatz nicht annähernd erreicht. Egal, es hat trotzdem Spaß gemacht.
Herzliche Grüße und bis zum nächsten Mal!
Der Kellerwerker
ist schon okay 😉
Da bin ich aber froh… 🙂
Für diese kurze Zeit ist das Ergebnis wirklich gut geworden. Ich kann mir aber nicht vorstellen das, dass Holz ohne eine vernünftige Lasur lange hält.
Hallo Daniel,
das Holz ist immer noch in einem tadellosen Zustand und das Tor mach immer noch das, was es soll…
Klar hast du recht, in zwei Jahren wird es wohl die ersten Schwierigkeiten geben. Es war aber auch nie ein Tor für die Ewigkeit 🙂
Herzliche Grüße
Frank
Vielen Dank für diesen Bericht über das Bauen deines Gartentors. Schade, dass du insgesamt doch drei Stunden statt der angepeilten 60 Minuten gebraucht hast, aber sicher hattest du viel Spaß. Ich möchte auch ein Gartentor bei mir bauen und wollte mir daher Erfahrungsberichte wie deinen durchlesen, um die Planung zu erleichtern.