Hier kommt der lang ersehnte zweite Teil von “Couchtisch selber bauen”! In diesem Teil zeige ich Dir, wie ich die Oberfläche geflammt und das Stahlgestell gebaut habe.
Oberfläche abflammen
Da mir die fertige Tischplatte optisch deutlich zu langweilig erschien, wollte ich sie irgendwie auf alt trimmen. Das geht mit Beizen oder mit Lasuren oder aber mit dem Gasbrenner. Du kannst auch einen Heißluftfön verwenden, aber ich finde, das ist wie beim Grillen. Wer mit Kohle grillt, würde nie auf die Idee kommen, einen Elektrogrill zu nehmen… 🙂
Interessant sind die weiteren Bearbeitungsmöglichkeiten. Nach dem Abflammen kannst du die Oberfläche bürsten oder schleifen, um den Farbton anzupassen. Beim Bürsten solltest du eine weiche Messingbürste verwenden. So werden die härteren Jahresringe etwas herausgearbeitet und betont.
Ich wollte aber nicht bürsten, sondern schleifen, da ich ja nur den Antiklook etwas betonen wollte.
Naturgemäß erzeugt eine offene Flamme in Verbindung mit Holz mehr oder weniger Qualm. Deshalb verlagerte ich meine Arbeiten nach draußen.
Mit einer handelsüblichen Lötlampe legte ich los. Es ist wirklich ganz einfach. Einfach Flamme über das Holz ziehen und bevor das Holz richtig verkohlt die Position ändern.
Wenn Du deine Lötlampe so wie ich nur einmal im Jahr (zu Sylvester) benutzt, kann es vorkommen, dass die Kartusche nicht mehr so richtig voll ist. Nachdem ich so etwa 20 Minuten vor mich hingelötet habe, wurde die Flamme immer schwächer. Das kommt zum Einen durch das starke Abkühlen der Kartusche – ein Effekt, der bei Dachdeckern und deren Gasflaschen bekannt ist (Vereisen). Letztendlich lag es aber in meinem Fall daran, dass die Kartusche fast leer war… Nach dem Wechseln ging das Ganze ruckizucki.
Sieht eigentlich ganz schick aus, war mir aber viel zu “mittelalterlich”. So schliff ich alles mit 80er Schleifpapier solange, bis mit der Farbton zusagte. Es kam mir dabei wirklich nicht auf eine glatte Oberfläche an. Später sollte ja alles mit Epoxidharz vergossen werden.
Das Schleifen dauerte ziemlich lange. Vielleicht hatte das etwas mit dem Abflammen zu tun, wer weiß. Auf jeden Fall fiel mir auf, dass das Holz geschwunden war. Die Fugen zwischen den Rauspundbrettern waren deutlich zu erkennen. Klar, die Feuchtigkeit hat sich durch die Hitze verflüchtigt.
Zum Schluss konnte man eigentlich gar nicht mehr so richtig erkennen, dass ich geflammt habe. Allerdings habe ich den Alterungseffekt erzielt, den ich haben wollte.
Das Gestell
Um den Rahmen aus den Winkelprofilen zu bauen, nahm ich die Außenmaße der Platte und sägte die Profile mit der Metallkappsäge zurecht.
Als alles einigermaßen passte, fixierte ich den Rahmen mit meiner Rahmenzwinge und punktete die Profile außen zusammen.
Das ging wirklich sehr gut, vielleicht sollte ich aber beim nächsten mal eine Metallzulage nutzen, da die Hitze den Kunststoffecken etwas zugesetzt hat. Wer konnte das auch ahnen…?!?
Ich drehte das zusammengefügte Gestell um und schweißte die Näht durch.
Mit einem Winkelschleifer und einer Fächerschleifscheibe wurden die Nähte bearbeitet.
Nicht perfekt, aber es soll ja auch den Antiklook hervorheben…:-)
Die Tischbeine habe ich sogleich stumpf angeschweißt. Mit einem Schweißmagneten und einem Stahlwinkel sorgte ich für die ordnungsgemäße Ausrichtung der Beine.
Nun konnte ich schon mal die Platte trocken einsetzen. Ich musste an den Rändern teilweise etwas abhobeln, aber es passte ganz gut.
Das Gestell war allerdings in der Mitte etwas bauchig, was sicherlich mit meinen hervorragenden Schweißeigenschaften zusammenhängt… Deshalb schweißte ich ein dünnes Flacheisen in die Mitte, nachdem ich das Gestell mit einer Schraubzwinge gerichtet habe. Auch wenn man nicht so gut schweißen kann, muss man nur wissen, wie man sich zu helfen weiß… 🙂
Um die Platte rundherum bündig im Gestell zu halten, bohrte ich 4,5 mm Löcher für 4 mm Schrauben.
Das Gestell war nun fertig und ich konnte endlich die Schnellbrünierung aus dem Internet ausprobieren.
Brünieren
Vielleicht hast Du das mal in den coolen Youtube-Videos unserer angloamerikanischen Heimwerker-Kollegen gesehen. Eine Lösung wird auf ein metallisches Werkstück aufgetragen und Zack ist es dauerhaft tiefschwarz eingefärbt. Das wollte ich auch! Doof nur, dass man es nicht so einfach findet, wie in den USA.
Hier musst Du unter Schnellbrünierung suchen und es ist nicht wirklich günstig. Bei Ebay hatte ich schließlich Glück und bestellte mir eine 250 ml Flasche für rund 30 €… egal ich wollte es unbedingt ausprobieren.
Das Brünieren kennt vielleicht der eine oder andere aus der Waffentechnik. Läufe von Waffen werden unter anderem damit gegen Korrosion geschützt. Im Grunde genommen handelt es um eine hauchdünne Oxidationsschicht. Es funktioniert auch nur bei Eisen, bei dem der Chromgehalt nicht zu hoch ist. Es wird aufgetragen, man lässt es einwirken und spült dann das Ganze mit klarem Wasser ab (!).
Also wieder raus mit dem Gestell, aufgebockt und erstmal mit Aceton gründlich saubergemacht. Das Eisen muss möglichst fettfrei sein.
Die Lösung füllte ich in eine leere Sprühflasche um. Der Hersteller meint, es solle mit einem Pinsel oder Wattebausch aufgetragen werden, aber die coolen Youtuber sprühen es auch nur drauf. Also… Schutzbrille aufsetzen und ATTACKE!!!!
Tatsächlich verfärbte sich das Gestell schwarz! Aber nicht gleichmäßig…
Ich rannte in den Keller und holte einen Pinsel, um die Lösung gleichmäßig zu verteilen.
Das funktionierte dann auch einigermaßen. Mit der gleichmäßigen Verteilung und der längeren Einwirkzeit wurde alles schon schwarz. Nicht tiefschwarz aber mir gefiel es und das war mangels offiziellem Auftraggeber die Hauptsache. Im Nachhinein denke ich, dass ich das Gestell richtig hätte abschleifen sollen. Egal, vielleicht beim nächsten Tisch… 🙂
Im Anschluss spülte ich alles mit dem Gartenschlauch ab und trocknete das Gestell, bevor ich es wieder in die Werkstatt trug. Unten angekommen, nahm ich den Heißluftfön und trocknete es nochmal richtig, vor allem in den Ecken.
Ohne großartig Zeit zu verlieren lackierte ich das Gestell mit einem Klarlack für Metall. Den habe ich auch schon für das Tresenbauprojekt genommen, das ich hier allerdings immer noch nicht beschrieben habe… Kurze Erinnerung:
hier der Tresen
Das Projekt beschreibe ich später mal. Vielleicht erscheint auch ein Video auf YouTube.
Nachdem nun alles lackiert und trocken war, folgte der eigentlich spannendste Teil: Der Einsatz des Epoxidharzes.
Wie ich das machte und was ich dabei falsch alle falsch gemacht habe, erzähle ich dir im dritten und letzten Teil von “Couch selber bauen”
Bis dahin viel Spaß und bleib gesund.
Herzliche Grüße
Frank
-der Kellerwerker