Ladenbau für einen Friseursalon – Oberflächenbehandlung

Nach der Planungsphase und dem Bau der einzelnen Komponenten, welcher schneller über die Bühne ging als erwartet, folgt nun die Feinarbeit.

Der ganze Salon wird mit einem Laminat verlegt, welches in die Farbrichtung Nussbaum gehen sollte. Ursprünglich hatte ich geplant die Leimholzplatten mit einer entsprechenden Wasserbeize in diesem Farbton zu beizen.

Ich fertigte ein Musterbrett (die gleiche Leimholzplatte, die später verwendet wird) mit drei unterschiedlichen Nussbaum-Tönen an. Die Farben waren Nussbaum hell, Nussbaum mittel und Nussbaum dunkel.

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Meine Frau und die Inhaberin des Salons entschieden sich für den Ton Nussbaum mittel.

Als ich die Baumaterialien im Baumarkt gekauft habe, ließ ich mich von einem Fachberater (der hatte diesmal wirklich Ahnung) in Bezug auf die Oberflächenbehandlung beraten.

Er schlug mir vor, den “Dekowachs, transparent” von der Firma Osmo mit Farbpigmenten in dem Ton Nussbaum zu nehmen. Es handelt sich um ein Gemisch aus Wachs, Naturöl und Farbpigmenten

Die Vorteile dieses Produktes :

– leicht zu verarbeiten

– wasserabweisend und abriebfest

– resistent gegen Cola-, Kaffee-, Teeflecken

– ungiftig und keine starke Geruchsentwicklung nach dem Auftragen

– die Farbintensität kann man durch vorzeitigem Abnehmen des Überschusses mit einem Tuch (dann wird es heller) oder durch erneutes Auftragen (dann wird es dunkler) selbst bestimmen

und nein, dies ist kein gesponserter Artikel…:-)

Ich war ganz froh, da ich nur wenig Zeit hatte und ich mit diesem Wachs einen Arbeitsgang – das Beizen- sparen konnte.

Bevor ich aber die Komponenten damit behandeln konnte, waren noch einige Vorarbeiten nötig:

Die Seiten der Ablageplatten mussten begradigt werden, damit es keine große Lücken gab, wenn sie verbunden werden.

Außerdem- und das fiel mir erst jetzt auf- musste an der Ablageplatte des Einzeltisches, sowie an der letzten Ablageplatte des langen Tisches, jeweils Endstücke angebracht werden. Ansonsten ist an den Außenseiten das Stirnholz der Platten zu sehen und das sieht nicht gut aus.

Also Endstücke zurechtsägen und mit Leim und Elektrotacker befestigen. Wichtig dabei ist, das das Stirnholz der Endstücke nach vorne und nicht nach oben zeigt.

Beim Ansetzen der Endstücke fiel mir auf, dass die Seiten nicht gerade waren. Dadurch gab es unschöne Lücken. Ich habe versucht mit meinem Excenterschleifer, mit dem Dreieckschleifer, mit dem Bandschleifer und schließlich mit dem Schleifklotz die Seiten zu begradigen. Es klappte nicht… Vielleicht lag es an der Uhrzeit (22.00 Uhr…) oder einfach an meiner Unfähigkeit.

Als letzte Idee begradigte ich die Seiten mit meiner Tischkreissäge und dem Schiebeschlitten. Das ging richtig gut!

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gerade Kante…

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der Schiebeschlitten ist Gold wert…

Es gab nur sehr geringe Ausrisse an den Enden, die ich mit Schleifpapier ganz vorsichtig von oben nach unten entfernte. Nun passten auch die Endstücke! 

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Es folgte das Schleifen. Die Ablageplatten und die Wangen der Ständer habe ich mit P120 und meinem Excenterschleifer geschliffen.

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Bei den Ablageplatten waren die Abdrücke und die Pin-Köpfe leider doch ziemlich sichtbar, so dass ich einige Stellen mit Feinspachtel arbeitete und später nochmal die Stellen schliff. Aber ansonsten war ich zufrieden.

Wichtig waren die Kanten, die nach vorne zeigten. Da ich die Bretter ja aufgeleimt hatte, gab es hier einige Unregelmäßigkeiten, die ich mit dem Bandschleifer entfernen wollte. Leider waren alle Versuche die Werkstücke so zu befestigen, dass ich mit zwei Händen den Bandschleifer bedienen konnte, erfolglos.

Dann hatte ich die Idee, meinen Arbeitstisch vorne mit einer Dachlatte auszustatten, so dass ich die Ständer da drauf stellen und mit Einhandzwingen an dem Arbeitstisch befestigen konnte. Das ging wunderbar und ich konnte die Kanten ordentlich bearbeiten ohne das etwas kippelte oder umfiel.

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Die Arbeitsplatten legte ich später mit Blendleiste auf den Arbeitstisch und nutzte die angeschraubte Dachlatte als Abstandshalter. Auch hier konnte ich mit den Einhandzwingen die Ablageplatte befestigen und frei arbeiten.

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So sah das Ergebnis aus:

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Die Kanten brach ich vorsichtig mit dem Blockhobel.

Jetzt ging es ans Auftragen des Wachses. Es war mittlerweile 23.30 Uhr und meine Nachbarn dankten mir sicherlich, dass ich jetzt eine ruhige Arbeit ausführte…

Das Auftragen mit dem Pinsel war einfach, das Wachs deckte sehr gut, es ließ sich gut verteilen und war vor allem sehr ergiebig. Auch die Stellen, die ich mit dem Füllspachtel versehen hatte, waren nicht mehr zu sehen (Schwein gehabt…)

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Ich verglich nach dem ersten Anstrich die Farbe mit dem Musterbrett und fand, dass der Farbton passte. Ich musste somit nichts mit einem Tuch abnehmen.

Wie ich so meditativ die Komponenten anpinselte kam irgendwann kurz nach 0.00 Uhr meine Frau in den Keller und rief entsetzt aus:”Die Farbe ist ja völlig falsch, viel zu rot und zu dunkel! Das Laminat geht ja eher ins graue, usw….”

Ich weiß nicht, ob Du so eine Situation kennst und ob Du nachempfinden kannst, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe.

Da hast Du etwas gebaut, das Du mit einem Wachs behandelt hast, der niemals im Guten wieder abgeht – weder durch Schleifen noch sonst etwas. Dreiviertel der von Dir gebauten Komponenten sind nun in einem angeblich falschen Farbton und müssten eigentlich neu gebaut werden… und zwar heute Nacht, weil Du in zwei Tagen die Teile einbauen musst (einen Tag muss das Wachs trocknen). Ich fragte mich kurz, wie viel man für einen Einbruch in einen Baumarkt kriegt und ob sich die Gesamtsituation strafmildernd auswirkt…

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Ich verglich nochmal mit meiner Frau das Musterbrett und plötzlich war sie sich nicht sicher, ob es nicht doch der hellere Farbton war, für den sie sich entschieden haben…

Ich machte einfach weiter und meine Frau ging ins Bett…

Gegen 2.30 Uhr war ich fertig und ging mit einem sehr unguten Gefühl auch ins Bett.

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Am nächsten Tag schaute ich gleich nach, ob sich der Farbton vielleicht etwas ins Graue verändert hat… kann ja sein… war aber nicht so…

Stattdessen habe ich nur feststellen müssen, dass eine unserer Katzen offensichtlich im Keller herumgeturnt ist und einen der aufgereihten Ständer als Landeplattform gewählt hat. Nicht nur das die Pfotenabdrücke darauf zu sehen waren, nein alle Ständer sind im Dominoverfahren umgekippt… Ich musste somit etwas nacharbeiten, was dazu führte, dass einige Stellen noch dunkler wurden. Der Tag war gelaufen…

Im Baumarkt erzählte mir der o.g. Fachverkäufer mitfühlend, dass da nicht viel zu machen sei… der Abend war auch gelaufen und die Nacht relativ unruhig…

Ich ging alle mir bekannten Möglichkeiten durch, den Farbton zu “vergrauen”. Da ja auch “lichtgrauer” Dekorwachs wohl mehr deckt als nur den Farbton zu verändern war das auch keine Option. Ich dachte sogar an das Auftragen von Betonstaub oder etwas ähnlichem, der leicht eingearbeitet wird.

Um 4.00 Uhr morgens beschloss ich, dass ich jetzt erstmal das Laminat verlege und dann die Möbel einfach einbaue. Wird schon klappen und gut aussehen… (Zweckoptimismus aus und einschlafen). Gute Nacht.

Wird der Kellerwerker aus dieser fürchterlichen Situation wieder herauskommen? Darf er die Ablagen einbauen oder wird er bereits beim Ausladen der Komponenten aus dem Auto des Salons verwiesen? Darf er vielleicht doch Ablagen einbauen und sich dann die nächsten zehn Jahre anhören, dass er damals nicht richtig zugehört hat? Scheitert jetzt die Ehe, verkauft er seine Werkstatt und wird sich dieser Blog einfach in den Weiten des Internets verlieren, während der Kellerwerker ein neues Leben in Kuala Lumpur als Tellerwäscher beginnt?

Antworten auf diese bewegende Fragen erhälst Du exklusiv im letzten Teil der Ladenbau-Serie hier beim Kellerwerker.

Bleib dran!

 

 

 

 

 

 

4 Gedanken zu „Ladenbau für einen Friseursalon – Oberflächenbehandlung

    1. Frank Rath

      Keine Angst, ich bleibe Euch erhalten…:-)
      Ich glaube, unabhängig ob Mann oder Frau, dass jemand, der nicht selbst solche Dinge baut oder sich damit mal intensiv auseinandergesetzt hat, gar nicht weiß, was er mit solchen Aussagen bewirkt. Es ist sicherlich kein böser Wille dahinter, auch wenn es vielleicht im ersten Moment echt nervt…
      Nächste Woche folgt der letzte Teil dieser Serie, dann wirst Du ja lesen, wie ich aus dieser Nummer wieder herausgekommen bin…
      Herzliche Grüße

      Antworten

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