Hier mal wieder ein Miniprojekt, das ich ohne jegliche Vorplanung und vor allem ohne Kostenaufwand realisiert habe.
Immer wenn ich außerhalb meiner Werkstatt etwas reparieren oder irgendwie herumwerkeln muss, brauche ich natürlich Werkzeug und Material.
Bisher griff ich mir die Dinge, die ich tragen konnte oder schnappte mir einen Eimer, in den ich alles hineinwarf, was ich brauchte. Dabei fiel ständig etwas herunter oder ich musste zwei bis fünfmal gehen. Das ist weder für mein Werkzeug, noch für meine Nerven gut.
Als ich die Klapptische draußen umbauen wollte, erhielt ich die Botschaft: “Los jetzt! Bau Dir endlich eine Werkzeugbox – reicht ja eine ganz einfache… aber mach es… jetzt!”
Ich erstarrte und suchte die Lichtstrahlen, den Engel, den Propheten, die Tinkerbell, Herrn Frodo oder was weiß ich wen. Keiner da, aber es musste ein Auftrag einer höheren Instanz gewesen sein und diesen wollte ich erfüllen. Meine Mission, mein Gral!
Hier also mein Weg, wie ich meine Werkzeugbox selbst gebaut habe…Hallejulia…!!!
Ich suchte mir Abschnitte des Palettenholzes, welche ich für die Gartenbank vorbereitet habe, aber nicht verwendete. Sie waren bereits gehobelt, hatten aber unterschiedliche Maße.
Ich überlegte mir, wie groß so eine Kiste sein sollte und wie sie für meine Zwecke auszusehen hat. Die Maße wurden von den Abschnitten quasi vorgegeben – also 55 cm lang und die Höhe und Breite konnte ich durch das Verleimen der 10 cm breiten Bretter selbst bestimmen.
Ich leimte den Boden aus drei Brettern zusammen – also ein Grundmaß von ca. 55 x 30 cm . Vorher hobelte ich die Kanten mit meinem Abrichthobel. Leider habe ich diese Arbeitsschritte nicht fotografiert, weil ich noch so voller Ehrfurcht über die empfangene Botschaft war…
Die beiden Stirnwände habe ich aus jeweils drei Brettern zusammengeleimt, wobei sie unterschiedlich lang und breit waren. Die beiden Seitenwände sollten nur 10 cm hoch sein und mussten nur nochmal gehobelt werden.
Ich sägte den Boden mit meinem Schiebeschlitten und der Tischkreissäge rechtwinklig zurecht und passte die Seitenwände entsprechend an.
Die Stirnwände bestehen aus drei verleimten Teilen. Das unterste hat die gleiche Höhe wie die Seitenwände. Ich passte es grob ein und überlegte, wie ich sie gestalten sollte.
Ich beschloss, dass die Stirnwände von den Seitenwänden geschwungen nach oben zum Griff hin auslaufen sollten. Diese Schwingung erhielt ich durch das Anzeichnen mit den Schleiftellern meines Tellerschleifers (hört sich irgendwie komisch an…). Oben bleibt mittig eine Kante von 6 cm übrig.
Diese Form sägte ich an meiner Bandsäge einfach aus.
Die Rundungen habe ich mit Schleifpapier sauber bearbeitet und die Seiten gerade / rechtwinklig auf Maß mit dem Schiebeschlitten gesägt.
Ich entschied mich aus optischen Gründen gegen das Verschrauben und für das Verleimen mit dem PU-Kleber.
Also alle Kanten nochmal kontrollieren, alles zusammenfügen und schauen, ob alles passt. Passt!
Die einzelnen Teile habe ich an den Kanten mit dem PU-Kleber bestrichen, alles zusammengefügt und mit Schraubzwingen fixiert.
Mich haben schon immer Kisten ähnlicher Bauart genervt, die einen zu dünnen Griff haben. Das sollte hier anders laufen.
Ich fand ein 55 cm langes Restholz aus Lärche und sägte es an der Tischkreissäge auf 45x45mm zurecht. Die Kanten rundete ich mit dem Blockhobel ab.
Ich wollte keine Schrauben benutzen, auch nicht für den Griff. Ich sägte den Griff auf das Innenmaß der Kiste zurecht und überlegte, wie ich ihn befestigen könnte.
Mein suchender Blick blieb bei einem Stück 10mm Rundholz hängen, das ich mit meinem Dübelschneider mal vor einiger Zeit hergestellt habe.
Also Holzdübel. Von außen durchgesteckt und verleimt.
Ich zeichnete mit einem tollen Hilfsmittel die Mitte des Griffes an, welches mir vor vielen Jahren ein Freund (danke Raini!) selbst gebaut hat.
Dort bohrte ich auf jeder Seite ein 10mm Loch hinein.
Ich legte den Griff jeweils von Außen an den oberen Teil der Stirnwand und zeichnete die Konturen an. Daraus ermittelte ich grob die Mitte und bohrte auch hier ein 10mm Loch durch.
Beim Bohren kam mir die Idee, als Abdeckung für die durchgesteckten Dübel jeweils eine kleine Scheibe aus Holz anzuleimen.
Ich schnappte mir zwei Lärchenholzreste aus der Restekiste und zeichnete mit meinem Zirkel einen Kreis an, den ich mit dem Tellerschleifer ausschleifte…abschliff…formte… was auch immer.
Ich legte den Rundstab an und ermittelte die Länge.
Ich sägte den Rundstab auf Länge und bohrte in die Mitte der Scheiben mit einem 10mm Holzbohrer ein nicht ganz durchgehendes Loch, in das ich den Dübel einleimte. Dann steckte ich auf beiden Seiten die Dübel von Außen mit PU-Leim in den Griff und fixierte alles mit einer Schraubzwinge.
Erst jetzt fiel mir auf, wie bescheuert diese Aktion mit den Scheiben war… egal…
Sollte mich jemand darauf ansprechen, werde ich einfach behaupten den Griff an beiden Enden abgerundet und durch die Stirnwände gesteckt zu haben. Das ist noch echte Handwerkskunst… Ich bezweifle aber stark, dass mich jemand darauf ansprechen wird…
Als letzten Arbeitsschritt habe ich alles mit 120er Schleifpapier und meinem Excenterschleifer abgeschliffen. Ich werde die Kiste weder ölen noch lackieren, sondern sie in Würde natürlich altern lassen…
So sieht sie nun aus:
Ich werde mir noch irgendwas einfallen lassen, damit ich meinen Akkuschrauber sicher reinstellen kann, ohne dass er herausfällt.
Übrigens haben die Stimmen, die ich eingangs hörte leider bis heute kein positives Feedback gegeben… Ich glaube ich sollte mal jemanden fragen, der sich mit so etwas auskennt…
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Schöner Kasten. So einen ähnlichen habe ich auch mal gebaut und der hatte auch die Maserung der Seiten horizontal. Das hat sich leider als Fehler erwiesen – bei der ersten Beladung ist der Griff da einfach entlang det Fasern abgerissen. Fasern vertikal wäre besser….
Hinterher war ich schlauer
Hallo Wolfram,
darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht…
Die Stirnseiten habe ich ja aus Palettenholz (ich denke es ist Fichte) mit PU-Kleber zusammengeleimt. Der Leim wird auf jeden Fall halten. Bei herkömmlichen Leimholzplatten aus den Baumarkt ist es mir häufiger passiert, das sich genau an den geleimten Übergängen das Material gelöst hat.
Ich werde mal testen, wie stabil das Ganze ist und berichten…
Hi
ich denke auch das die stirnteile mit senkrechter maserung stabiler sind. man könnte das noch ändern – auf der innenseite vom boden bis zum haltegriff eine leiste aufkleben, die maße den örtlichkeiten anpassen – nichts wäre doch schlimmer wenn man die kiste doch mal als notsitz mißbraucht und man sitzt mit dem wichtigsten teil in der kiste und alles ist hin
Hallo Red,
das mit der Leiste ist natürlich eine Möglichkeit.
Ich werde die Kiste in den nächsten Tagen mal einem Test unterziehen.
Hallo Frank,
diese rustikale Werkzeugkiste ist ein wirklich schönes und praktisches Projekt. Ich glaube, ich bin mal so dreist und lasse mich davon inspirieren! 😉 zumindest weiß ich nun, was bei mir als nächstes gebaut wird!
Übrigens eine geniale Seite, die Du hier hast. Ich stöbere grad durch die Artikel.
Gruß
Hallo Ben,
Schön das Dir der Blog gefällt!
Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn ich Dich inspiriert habe! Genau das ist meine Motivation für diesen Blog.
Herzliche Grüße
Frank
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Ich möchte das mit der Werkzeugkiste jetzt auch mal angehen. Verrat doch noch, was für ein Holz ist das? Sorte/Stärke…?
vg
Manuel
Hallo Manuel,
ich habe tatsächlich nur Restholz aus Fichte verwendet. Die Seitenteile und den Boden habe ich aus Brettern (etwa 20 mm stark) zusammen geleimt und mit der Stichsäge zurechtgesägt. Der Griff ist aus einem Reststück der Lärche, die ich für den Terrassen-Bau verwendet habe.
Ich habe auch nichts verschraubt, sondern nur mit PU-Kleber verklebt.
Sollte also kein Problem für Dich darstellen. 🙂
Viel Spaß und ich bin gespannt auf Deine Version!
Herzliche Grüße
Frank
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Hallo Frank,
eine wunderbare Seite mit vielen tollen Projekten (auch spontanen, weil man gerade für das “Hauptprojekt” was braucht, und man sich während der Bearbeitung desssen tausend Gedanken macht) hast Du hier erstellt. Mir gefällt besonders der persönliche Schreibstil, der auch vor Mißgeschicken und anderen Unpäßlichkeiten, die man so in seiner mehr oder weniger langjährigen Heimwerkerkarriere “erfährt”….
Ein Tipp für jemanden, der einen Schreiner/Zimmermann um die Ecke hat… dort kann man sich deutlich billiger als im Bau- oder spezialisierten Holzmarkt mit Material eindecken. Irgendwo habe ich mal gelesen von ca. 20 – 25% Materialkosten als im Baumarkt. Ich weiß allerdings nicht wie belastbar diese Zahlen sind, da mir dieser Schreiner (noch) fehlt…
Grüße
Uwe
Hallo Uwe,
vielen Dank für deinen netten Kommentar.Ich freue mich riesig, dass dir dieser Blog gefällt.
Leider ist es hier zurzeit aus privaten Gründen etwas ruhig geworden, aber das wird sich sicherlich demnächst wieder ändern.
Ja so ein Holzlieferant fehlt mir leider auch noch in meiner Adressliste. Da ich ja aber gerade eh auf dem Trip bin, von den Baumärkten etwas unabhängiger zu werden, wird die Suche nach so einem Betrieb sicherlich demnächst auf meiner To Do-Liste stehen. Allerdings brauche ich dazu erstmal eine To Do-Liste… 🙂
Herzliche Grüße
Frank