Unser Vorgarten war in all den Jahren nicht gerade der entscheidende Beitrag zu “Unser Dorf soll schöner werden”… Eigentlich wurde er seit dem der erste Container für Bauschutt darauf stand, sträflich vernachlässigt – und das war 2006…
Bei meiner Baumfällaktion vor ein paar Jahren wurde der Zaun beschädigt, der Rasen war gar keiner, sondern Moos, die Büsche und Sträucher wucherten willkürlich, genauso wie die heimische Brennesseln und das gemeine Efeu.
Meine Frau war sehr unzufrieden, was in etwas heißt:”Mach was!” Also war das Motto: Vorgarten umgestalten!
Eine gute Bekannte meiner Frau ist Garten- und Landschaftsarchitektin. Nach langer Bestandsaufnahme und Analyse der Pflanzenstruktur und deren Anordnung (etwa 35 Sekunden) lautete ihre fachliche Meinung:”Das muss alles raus! Am besten mit nem Bagger”
Das war mein Stichwort! BAGGER!!! Jo, wir schaffen das!
Eigentlich ist der Kellerwerker ein Kellerwerker und kein Gartenwerker, aber wenn ein Bagger im Spiel ist, machen wir mal eine Ausnahme…
Nun ist unser Vorgarten nicht gerade groß… eigentlich ist er recht klein – also die Fläche die es galt zu bearbeiten maß in etwa 4 Meter x 7 Meter. Groß für einen Spaten, recht klein für einen Bagger.
Kurzfristig konnte ich Urlaub nehmen und habe für einen Tag einen 2to Kettenbagger gemietet.
Der Bagger hat eine Breite von genau 1001 mm und mein Durchgang zum Vorgarten genau 1000 mm. Es hat also ein paar Geräusche beim Reinfahren gegeben, die ich aber schnell in den Hintergrund traten als ich auf der Stelle drehen wollte und dabei unseren geplasterten Gehweg mit den Ketten aufschichtete…
Von der oben genannten Baumfällaktion ist ein Stubben übrig geblieben, der ca. 80 cm Durchmesser und 1 Meter Höhe hatte (siehe Bild oben). Da der direkt angrenzende Gehweg nun sowieso schon kaputt war, versuchte ich ihn mit dem Bagger auszubuddeln. Konnte ja bei der enormen Kraft dieser Höllenmaschine nicht so schwer sein.
Tja, äh es war doch schwer… sehr schwer. Die Handwerker, die nebenan auf einem Gerüst arbeiteten stellten zeitweise ihre Arbeiten ein, um mal einem richtigen Laien bei der hilflosen Aktion zuzuschauen, einen Stubben auszugraben der mit seinen Wurzeln nicht nur 2 Meter in die Erde ging, sondern dessen fünf jeweils 50 cm durchmessende Wurzeln durch den ganzen Vorgarten führten. Aus anfänglichem Belächeln wurde später echtes Mitleid… Es ist nicht so, dass ich den Bagger nicht bedienen konnte, aber es war trotzdem viel Handarbeit dabei.
Der Einsatz der Kettensäge endete auch recht schnell, weil in dem Stubben ein massiver Eisenzaun eingewachsen war. Das erkannte ich aber erst, nachdem ich die zweite Kette verhunzt hatte…
Nach gut zwei Stunden Arbeit, sowohl mit dem Bagger, als auch mit dem Spaten (was bedeuten nochmal diese lustigen bunten Kunststoffbänder mit dem Aufdruck Telekom oder Gas?), gab der Stubben nach und ich zog ihn mit einer Kette raus. Die Kette gab mir einer der besagten Handwerker, der mir voller Ernst seinen Respekt und sein Mitgefühl aussprach. Das Mitgefühl bezog sich wohl auf das Schlachtfeld, das mittlerweile entstand und die herannahende Ankunft meiner Frau…
Ich setze also den Stubben sehr schnell an die Seite, um das riesige Loch zuzuschaufeln.
Es war wirklich riesig!
In meiner Verzweifelung rief ich meinen Kollegen an und bestellte drei Kubikmeter Pflanzerde, um das Volumen wieder aufzufüllen. In dem Moment kam meine Frau nach Hause. Ihre Freude über den entfernten Stubben hielt sich in Grenzen.
Dann kam einer meiner Kollegen mit einem Container, den er über unsere kleine Gartenmauer in den Vorgarten mit Pflanzerde auskippte. Das mit den drei Kubikmetern wurde wohl etwas falsch gedeutet, den wir bekamen gefühlte fünf. Da die dafür vorgesehene Fläche an den Seiten ja begrenzt ist, konnten wir also nur in die Höhe… Die Stubben und Wurzeln habe ich gleich in den Container verladen und wir waren diese Altlasten schonmal los. Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Bilder gemacht… ich hatte andere Sorgen…
Wir haben also den Vorgarten um gute 20 Zentimeter aufgefüllt (das Loch war wohl doch nicht so groß) und die Stimmung meiner Frau sank zusehends. Aber als eingefuchster Baggerfahrer kann man ja verdichten! Nachem ich den ganzen Garten nochmal fachmännisch umgegraben hatte, fuhr ich also ca. eine Stunde hin und her, um den Boden wieder platt zu fahren. Das ging auch ganz gut. Der Nachteil eines derart verdichteten Bodens ist die Tatsache, dass man mit dem Spaten genau 1 Zentimeter tief in die Erde kommt… Das habe ich aber erst einige Tage später realisiert.
Wir erhielten von der Freundin meiner Frau einen sehr umfangreichen Pflanzplan mit jeder Menge bunter Kreise und lateinischen Bezeichnungen. Meine Frau, die mittlerweile wieder mit mir sprach, googlete die einzelnen Planzen und fand alles toll. Also kauften wir über 200 Pflanzen bei einer Staudengärtnerei.
Für die Anlieferung nahm ich mir einen halben Tag frei, weil ich dachte bei 200 Pflanzen bin ich den ganzen Tag am schleppen. Der Fahrer kam wie verabredet und schob mit seinen Rollwagen zehn Kunststoffkörbe in unseren Vorgarten und fuhr wieder weg. Das Schleppen dauerte etwa 10 Minuten und ich war irgendwie enttäuscht. So wenig Biomasse für soviel Geld?
Am darauffolgenden Wochenende pflanzten meine Frau und ich die neuen Mitbewohner ein. Das hat dann wiederum den ganzen Tag gedauert. Wir haben uns streng nach dem Pflanzplan gerichtet, allerdings bereitete uns die Zuordnung der Pflanzen doch einige Schwierigkeiten. Unser Latein ist halt etwas eingestaubt… Auch der verdichtete Boden stellte eine gewisse Herausforderung für uns dar. Ich war kurz davor meinen Bohrhammer dafür einzusetzen, denn der Einsatz von Dynamit ist in Lübeck strengsten untersagt!
Als alles eingepflanzt war schauten wir uns etwas verwundert an, denn die kleinen Pflänzchen sahen als Gesamtbild doch eher mickrig aus…
Die Freundin meiner Frau empfahl uns zwischen den Pflanzen Rindenmulch aufzutragen, damit das Beet immer feucht bleibt und das Unkraut nicht so schnell durchkommt. Meine Frau findet Rindenmulch doof und daher haben wir das unterlassen.
Seitdem bewundere ich die Natur in der Form, als das sie es schafft innerhalb von 14 Tagen eine ganze 120 Liter Biotonne mit Unkraut in unserem Vorgarten zu produzieren. Hut ab!
Kurz noch ein Wort zur Bewässerung: Die ersten Tage stand ich also jeden Tag ein bis zweimal mit dem Gartenschlauch im Vorgarten und habe mit einem leichten Sprühstrahl den ganzen Garten bewässert. Jetzt wirkte der Vorgarten riesig, was sicherlich mit Hilfe der Quantenphysik erklärt werden kann… oder mit meiner Langeweile beim Bewässern.
Bei ALDI gab es wie durch ein Wunder Bewässerungsschläuche zu kaufen! Also ab zu ALDI und die letzten beiden Schläuche mitgebracht. Die Schäuche habe ich dann schlangenförmig in den Vorgarten gelegt und mit einer Schlauchkupplung so installiert, dass ich meinen Gartenschlauch nur noch anzustöpseln brauche und dann mein verdientes Feierabendbier genießen kann. So geht Gärtnern!
Und so sieht das Ganze heute, nach etwa vier Monaten aus:
Als nächsten Schritt folgt der Zaun, der bereits seit einem Jahr im Keller liegt und Platz wegnimmt. Um ihn zu montieren muss ich aber nochmal das Schweißgerät rausholen. Vielleicht schaffe ich es ja in diesem Jahr… Dann streiche ich auch die kleine Mauer.
Aber zuerst muss ich den Gehweg neu pflastern, der ist bis heute immer noch so, wie der Bagger ihn hinterließ…
Hallo Frank,
ein schöner Artikel. Besonders der Part mit den Bauarbeitern brachte mich sehr zum Schmunzeln!
Schade um den schönen Baum, aber was muss, das muss. Was ich bei solch alten Bäumen immer wieder faszinierend finde sind eingewachsene Zaunstücke, wie es auch bei Deiner Ulme der Fall war. Hat auf mich irgendwie etwas mystisches!
Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen!