Nun ist das Gestell fertig und die Holzplatte eingelassen. Zeit für den dritten Teil der Erfolgsserie “Couchtisch selber bauen”… 🙂 Und jetzt kam der für mich spannende Teil: Das Arbeiten mit Epoxidharz.
Mein Plan war ja, die Platte komplett auszugießen. Die Winkelprofile hatten ein Innenschenkelmaß von 35 mm. Die Holzplatte hatte eine Höhe von etwa 31 mm, somit galt es, die verbleibenden 4 mm auszugießen. Soweit ich informiert war, sollte das auch ohne mühsames Schleifen funktionieren. Du musst nur darauf achten, dass der Tisch absolut in Waage steht, damit das Harz nicht ungleichmäßig verläuft! Mit der Wasserwaage habe ich an den Oberkanten der Winkelprofile gemessen und mit Keilen alles sorgfältig ausgerichtet.
Ich nutzte das Epoxidharz von West System, da es mit einem idiotensicherem Dosiersystem erhältlich ist. Das Mischungsverhältnis beträgt 1:5 und entsprechend ist auch die gelieferte Harzmenge 5 mal größer als die Härtermenge.
Gemischt wird es in einem Gefäß deiner Wahl – immer abwechselnd ein Pumpenhub Harz, ein Pumpenhub Härter. Dann alles Mischen und verteilen. Dabei machte ich mal wieder einige Anfängerfehler, die ich gerne mit dir teile, um dich bei deinem Projekt davor zu bewahren…:
1. Plane deine Menge
Ich fing vorsichtig an, mit einem Plastik-Getränkebecher. Nachdem ich den ersten Becher auf die Platte gekippt habe, merkte ich schnell, das das gar nicht so viel ist… Es kam, wie es kommen sollte: die bereits angebrochenen Kanister waren nach drei Bechern leer… Also alles schön gleichmäßig mit dem Pinsel verteilen, mit einem Brenner die Blasen entfernen und ab in den nächsten Baumarkt um für extrem viel Geld neues Harz zu kaufen…
2. Arbeite gewissenhaft und bei den richtigen Temperaturen
In meinem Keller herrschen im Sommer schnuckelige 15 Grad. Damit das Harz aber schön fließfähig ist, macht eine Raumtemperatur von mindestens 20 Grad durchaus Sinn. Da ich aufgrund meines Planungsfehlers in Etappen arbeiten musste, war es natürlich wichtig in der ersten Schicht sauber zu arbeiten. Es sollte also die gesamte Fläche bedeckt und alle Luftbläschen sollten entfernt worden sein. Für das Verteilen nahm ich einen breiten Lasurpinsel, was sich später als nachteilig entpuppte. Mit der Rolle geht es besser. Die Bläschen bringt man mit einer handelsüblichen Lötlampe zum Platzen, indem man ganz vorsichtig und gleichmäßig mit der Flamme über die Oberfläche streicht. So die Theorie.
Da meine Schicht aber nicht wirklich gleichmäßig aufgetragen wurde (Pinsel) sind die Luftbläschen, die naturgemäß beim Mischen entstehen, nicht alle gleichmäßig an die Oberfläche gestiegen. Der Brenner sorgt dafür, dass sich die Luft in der Blase erwärmt, ausdehnt und die Blase zum Platzen bringt. Das dadurch entstandene Loch wird vom nachfließenden Harz bedeckt und die Oberfläche ist schön glatt.
Wenn das Harz aber nicht so fließfähig ist, weil es im Keller eben nur 15 Grad warm war, klappt das mit dem Verschließen nicht ganz so gut. Es bleiben Unebenheiten, bzw. Bläschen, die man leider auch nach dem Auftragen der zweiten Schicht sieht.
3. Schnell arbeiten
Eigentlich ein Widerspruch zu Punkt 2… Nachdem ich mit der Lötlampe die ganze Oberfläche bearbeitet habe, fielen mir hier und da noch einige Unebenheiten auf, die ich unbedingt noch korrigieren musste. Da das Harz aber bereits leicht angetrocknet war, erwies sich das als Fehler. Die kleinen Stellen, die mich vorher gestört haben, waren nun große Stellen, die mich jetzt sehr störten!
Das Harz fließt nur eine begrenzte Zeit und wenn man dieses Zeitfenster überschreitet, sollte man von hastigen Korrekturen tunlichst absehen…
4. Produktvergleich
Das von mir eingesetzte Epoxidharz ist ziemlich teuer. Klar ist das Dosiersystem komfortabel, aber für dieses Projekt habe ich etwa 100 € nur an Harz ausgegeben… Im Internet gibt es Alternativen, von denen ich mir eine für mein nächstes Projekt bestellt habe. Dieses Produkt ist deutlich günstiger und wird in einem Mischungsverhältnis von 1:5,5 angesetzt. Das Dosiersystem von West System kann ich also nicht nehmen. Ich werde berichten.
Ich lies das Harz etwa zwei Tage durchtrocknen, nachdem ich vier Schichten aufgetragen habe. Was sehr schön durchkommt ist das Farbspiel der Holzplatte. Die Farben werden etwas “angefeuert” und die glatte, glänzende Oberfläche wirkt irgendwie angenehm.
Meine Kinder und ich überlegten, was wir mit dem Couchtisch machen wollen und wir entschieden uns dafür, ihn zu unserer Lounge zu stellen. Es ist nun also ein Loungetisch…:-)
Leider ist der Untergrund nicht ganz eben und der Tisch hat enorm gewackelt. Die Lösung: ein Bein muss verstellbar sein.
Dazu habe ich in einen Fuß ein Loch gebohrt und ein M8-Gewinde eingeschnitten.
Eine Maschinenschraube sorgt für den seelischen Ausgleich. Damit die Schraube leicht zu verstellen ist, habe ich mit dem Winkelschleifer einen Schlitz in den Schraubenkopf geschnitten.
Nun wackelt nix mehr!
Fazit
Alles in allem bin ich doch durchaus zufrieden mit dem Ergebnis. Klar sieht man einige Bläschen und nachdem der Tisch ein paar Tage draußen stand, haben sich um die Bläschen herum und unter der Oberfläche leichte Ränder gebildet.
Ich werde aber noch so einen Couchtisch bauen, und dabei die oben beschriebenen Fehler versuchen zu vermeiden. Ich halte dich auf dem Laufenden…
Bis dahin bleib gesund!
Herzliche Grüße
Frank
-der Kellerwerker
Sehr schönes Projekt. Wie hast Du es geschaft dass da kein Staub, Insekten etc. in das noch frisch Harz fallen?
Ich hatte mal ein ähnliches Projekt vor vielen Jahren versucht, aber die Oberfläche war hinterher alles andere als glatt und ansehnlich.
Hallo Wolfram,
genau das war lange Zeit der Hauptgrund, warum ich mit diesem Projekt so lange gehadert habe.
Aber auch im Bootsbau wendest du diese Technik an, ohne das Boot in einen Reinraum zu schieben… 🙂
Im Zweifelsfall hätte ich die Oberfläche mit Nasschleifpapier bearbeitet. Insekten haben in meiner Kellerwerkstatt eh keine großen Überlebenschancen.
Herzliche Grüße
Frank
Hallo Frank,
der Tisch sieht klasse aus. Ich scheue mich noch immer mit Harz zu arbeiten weil man alles schnell versauen kann. Deine Anleitung und Tipps sind da schon sehr hilfreich.
Gruß Felix
p.s. bin auf den nächsten Tisch gespannt
Hallo Felix,
mach dir nicht allzu viele Gedanken. Das Arbeiten mit Harz ist gar nicht so schwer. Wenn die Oberfläche tatsächlich unansehnlich ist, hast du immer noch die Möglichkeit mit Nasschleifpapier zu arbeiten oder eine neue Schicht Harz aufzutragen.
Herzliche Grüße
Frank
Hallo Franki,
ich muss gestehen, dass dir dieses Projekt wieder sehr gelungen ist.
Nun habt ihr einen schönen Couchtisch für auf der Terrasse!
Gruß Marcel
Hallo Frank,
ein tolles Projekt! Der Tisch kann es meiner Meinung nach locker mit dem ein oder anderen Designertisch aufnehmen. Bei unserem Wettbewerb “Mach mal Ferien” suchen wir aktuell übrigens nach solchen tollen Projekten. Zu gewinnen gibt es zum Beispiel Preise von Black und Decker, wolfcraft, Motip Dupli und Paulmann: https://www.mach-mal.de/wettbewerb/22/wettbewerb-mach-mal-ferien
Julia von “Mach mal”