Seit Jahren haben wir ein Brotmesser, von dem wir eigentlich gar nicht so genau wissen, wo es herkommt. Irgendwann war es plötzlich da und es ist das einzige Brotmesser in unserem Messerfundus, das den Namen “Brotmesser” wirklich verdient.
Es schneidet ganz hervorragend aber eines Tages lösten sich die Schalen des Messergiffs und so lag es lange mahnend auf unserem Kühlschrank, um repariert zu werden. Nun war es soweit: ich wollte einen neuen Messergriff selber bauen…
Dem ging voraus, dass ich versuchte, den alten Messergriff mit Epoxydkleber und neuen Messingbuchsen zu reparieren. Die drei alten Nieten, die am Griff sichtbar waren, waren nur Dekoration und hielten den Griff nicht wirklich zusammen.
Ich schlug mit einem Durchschlag die Nietenimmitate heraus und wollte durch den Stahl neue Löcher bohren, um dort Messingbuchsen einzuschlagen, die wirklich durchgingen.
Auf dem Bild ist klar zu erkennen, dass es mir gelungen ist, drei Löcher in das Messer zu bohren. Was du nicht siehst, ist ein ziemlich frustrierter Kellerwerker, der drei 5mm Bohrer verglühen ließ, um dieses Ergebnis zu “erzwingen”. Warum ging das so schwer? Klar, weil der Stahl gehärtet wurde… Was macht man, um den Stahl im Griffbereich wieder zu enthärten? Man bringt ihn zum Glühen und lässt ihn langsam abkühlen.
Jetzt ging das Bohren ganz leicht und ich erzielte saubere Löcher mit nur einem Bohrer…
Jetzt brauchte ich nur noch die Löcher in den Griffschalen auf 6 mm aufbohren, um die Messingbuchsen einzuschlagen.
Ich mischte Epoxydkleber an und klebte die Schalen mit den Messingbuchsen zusammen.
Nachdem ich die Griffe zusammengesetzt habe, schlug ich mit dem Hammer auf die Messingbuchsen, damit diese sich etwas weiten und zusätzlich zum Kleber die Griffe fixieren.
Leider war das Holz der Griffschalen schon ziemlich in die Jahre gekommen und ist beim zweiten Schlag gerissen…
Ich hielt mich nur kurz mit Schimpfen und Fluchen auf und es ist auch nichts durch die Werkstatt geflogen. Man wird eben ruhiger im Alter… Aber mir war sehr schnell klar, dass ich einen neuen Messergriff selber bauen muss.
In meiner Restekiste fand ich ein Stück Teak und mit dem alten Griff zeichnete ich die Umrisse darauf an.
Mit der Bandsäge sägte ich den neuen Griff grob aus und teilte ihn längs in der Mitte.
Damit die beiden Schalen später ohne sichtbare Fuge zusammengesetzt werden können, musste ich bei einer Schale innen Platz für den Klingengriff schaffen.
Das machte ich mit meiner kleinen Oberfräse. Die Schale fixierte ich auf meinem Werktisch mit Keilen.
Mit dem Stechbeitel räumte ich die Stellen, die zu eng für den 6 mm Fräser waren.
Mit Teppichklebeband setzte ich die Griffschalen zusammen und sägte an der Bandsäge die Konturen weiter nach.
Auch die Stärke des Griffes habe ich mit der Bandsäge angepasst. Dabei musst du darauf achten, dass die Klinge später mittig im Griff sitzt.
Im Anschluss bohrte ich die drei Löcher erst durch die eine und dann durch die zweite Griffschale. Auch für die zweiten Bohrungen klebte ich die Griffschalen mit doppelseitigem Klebeband zusammen.
Ich sägte mir schnell drei Messingbuchsen zurecht und mischte erneute Epoxykleber an.
Sowohl die Innenseiten der Griffschalen, als auch die Messingbuchsen schmierte ich mit ausreichend Kleber ein, setze alles zusammen und schlug (deutlich vorsichtiger als vorher) mit dem Hammer auf die Messingbuchsen. Dann fixierte ich den Griff mit drei Schraubzwingen.
Nach etwa einer Stunde setze ich meinen Bandschleifer auf den Werktisch und schliff die Konturen nach.
Die Feinarbeit erledigte ich dabei mit 120er Schleifpapier von Hand.
Also ich bin mit den Ergebnis durchaus zufrieden. Man erkennt keine Fuge zwischen den Griffschalen.
Zu guter Letzt habe ich den Griff mit Mineral-Öl eingeölt und den Überschuss ordentlich abgerieben.
Und nun ist unser Lieblingsbrotmesser wieder im Einsatz!
Das ganze Projekt hat etwa drei Stunden gedauert und hat wirklich Spaß gemacht. Meine Nachbarin hat gerade etwas von ihrem Lieblingsmesser erzählt, das auch einen neuen Griff braucht… ich geh mal lieber wieder ins Haus…
Ein schönes Wochenende wünscht dir
Frank
-der Kellerwerker
Hallo Frank.
Sehe schön dokumentiert und umgesetzt.
Ein ähnliches Problem hatte ich auch mal. Das Brotmesser hieß bei uns aber Käsemesser.
Im Vorgehen war es bei mir ähnlich; das Bohren neuer Löcher blieb mir zum Glück erspart.
Statt der Messinghülsen habe ich eine 6mm Gewindestange durchgeschraubt bis sie auf der anderen Seite raus schaute und dann bündig abgesägt. Der Rest war dann zunächst Feil- und dann Schleifarbeit. Mit der Gewindestange und einer 5,5mm Bohrung im Holz bekam ich sofort eine gute Passung die noch immer hält. Den Griff aus Esche habe ich abschließend in Treppenlack getaucht, was sich beim Abwaschen schon bezahlt gemacht hat.
Gruß aus Wunstorf bei Hannover
Gerd
Hallo Frank,
sehr schöne Anleitung, aber mann braucht auch das richtige Werkzeug dazu.
VG
Ralf
Hallo Frank,
meine ersten 3 Stunden werden vergehen, um wegen der Werkzeuge/Maschinen rumzutelefonieren. Aber die Anleitung macht Mut!
Welchen 2K-Kleber hast Du verwendet, gibts da was spezielles für Holz?
Gruß Eric
Ralf hat recht. Würdest du das alles mal mit ganz einfachen Werkzeugen darstellen? Es lohnt sich nicht, für einmal Nutzen teure Geräte anzuschaffen. Oder man hat keinen Platz für solche.
Zwinge, Stechbeiteil, Feile, Hammer geht ja noch. Aber allein die Schraubzwinge – oder wie das Ding heißt, dass man am Tisch/an der Werkzeugbank (nächstes Problem) befestigt und mit dem man zu bearbeitende Material fixiert – ist schon ein großes Problem.
Gruß Kerstin
Liebe Kerstin,
das ist nun mal leider so. Für bestimmte Arbeiten braucht man auch das passende Werkzeug. Auch wenn es sich jetzt vielleicht abgehoben anhört, aber wenn Du die Zylinderkopfdichtung deines Motors tauschen willst, brauchst Du auch das richtige Werkzeug.
Ich habe in diesem Beitrag gezeigt, wie ich es mit meinen Möglichkeiten gemacht habe. Klar brauchst Du keine Bandsäge, um ein Stück Holz auseinander zu sägen. Das geht auch mit einer Handsäge. Du brauchst auch keine Oberfräse, um die Vertiefung einzufräsen. Das geht auch zur Not mit einem Stechbeitel. Und Schraubzwingen brauchst Du auch nicht zwingend (:-D!), Du kannst die beiden Teile zum Verkleben auch mit etwas Schwerem, z.B. einer Betonplatte belasten.
Das ich mir für die Reparatur eines Messergriffs keine Oberfräse, eine Bandsäge oder einen Bandschleifer gekauft habe, sollte klar sein. Ich habe mit dem gearbeitet, was mir zur Verfügung stand. Aber es ging in diesem Artikel nicht darum, eine allgemeingültige Anleitung zu erstellen, sondern ausschließlich zu zeigen, wie ich es gemacht habe.
Herzliche Grüße
Frank