Ich glaube wenn es hier um die Rubrik “Innendeko”, “Wohnungsverschönerung” oder “geschmackvolle Accessoires” geht, brauche ich nicht mehr erwähnen, dass es sich um eine Idee oder einen Arbeitsauftrag meiner Frau handelt…
Ich behaupte ab jetzt einfach, dass mich nachts die Muse geküßt und mir einen virtuellen Dream-Sketchup-Plan in die linke Hirnhälfte gehaucht hat. Morgens beim Duschen habe ich dann den Plan auf die beschlagene Duschtür übertragen und abends angefangen zu bauen.
Es war aber in diesem Fall natürlich nicht so… wir haben auch keine Duschtür, sondern nur einen Duschvorhang…daran lag es aber nicht
Kerzenständer… Zu meiner Zeit war ein Kerzenständer ein Ding aus Metall mit einem Dorn, auf den eine Kerze gesteckt werden konnte. Bei meiner Frau sieht ein Kerzenständer in etwa so aus:
100 cm hoch und 36×36 cm breit…
Nun gut… hören wir mit dem Lamentieren auf und begeben uns in die Kellerwerkstatt…
Das Material entspricht dem der XXL-Laterne: also Dachlatte, Leimholzplatten und Bastelglas aus Kunststoff.
Es galt auch in diesem Fall die Dachlatten auf das Maß 34×34 mm zu sägen und anschließend auf 30×30 mm zu hobeln. Bei diesem Projekt war ich aber deutlich schlauer als bei der Laterne:
Ich sägte die Latten auf die Stärke, hobelte sie und sägte sie erst dann auf die richtige Länge! Dadurch vermied ich diese lästigen Furchen, die durch den Dickenhobel entstehen, wenn mann kein Opferholz zuerst reinschiebt. Es ging auch deutlich schneller.
Die Kerzenständer sollten einen Meter hoch sein. Nun galt es die Aufteilung des unteren Teils, der mit Leimholzplatten gefüllt wird und dem oberen, in dem das Bastelglas steckt, zu ermitteln. Im Übrigen möchte ich hier betonen, dass ich von vornherein beschlossen habe, die Scheiben in einer eingesägten Nut einzusetzen. Man lernt ja aus seinen Fehlern…
Ich habe vor einiger Zeit eine große 40 mm starke Siebdruckplatte im Sperrmüll gefunden. Siebdruckplatten haben die höchst erfreuliche Eigenschaft, eine sehr gute Stabilität zu besitzen – was heißt sie ist verdammt gerade und somit als Unterlage prädestiniert.
Ich legte die Einzelteile eines Rahmens zusammen und schob alles so lange hin und her, bis es mir optisch gefiel.
Ich kam schließlich auf einen Abstand von der Bodenunterseite bis zur Unterseite des Querriegels von 60 cm, also ein Innenmaß von 57 cm.
Auch im nächsten Schritt profitierte ich aus den Erfahrungen des Laternen-Projektes und bezeichnete alle Einzelteile mit Nummern und dem Schreinerdreieck. Auch diese Maßnahme ersparte mir später enorm viel Zeit.
Für die Kunststoffplatten musste ich in das obere Quadrat innen eine Nut fräsen. Das erledigte ich mit der Tischkreissäge. Ich stellte die Höhe des Sägeblattes mit meiner selbst gebauten Höhenlehre auf 10 mm ein.
Die kurzen Stück erhielten eine durchgehende Nut in der Mitte des Werkstücks, die langen Teile mussten begrenzt werden. Dafür postierte ich “stopblocks” auf meinem “outfeet table” 🙂
Nachher sah das Ganze so aus:
Jetzt konnte ich die Einzelteile zusammenbauen – dank der Markierungen erstaunlich problemlos.
Ich bohrte also mit meinem Undercover-Jig von Wolfcraft (ich erwähnte es bereits bei der Laterne, dass ich es von Wolfcraft geschenkt bekommen habe – vielen Dank nochmal!) die erforderlichen Taschenbohrungen. Das ging sehr schnell, weil ich das Jig und den Stufenbohrer nur einmal einstellen musste.
Den ersten Rahmen richtete ich sehr umständlich mit meinen Leimhilfen aus. Das machte ich bei den folgenden Rahmen nicht mehr. Ich kontrollierte die Rechtwinkligkeit lediglich mit meinem Schreinerwinkel.
Alles dank der Markierungen an seinen richtigen Platz gesetzt, die entsprechenden Flächen mit PU-Kleber versehen und alles festgeschraubt.
Ach ja, ich glaube ich erwähnte es bisher noch nicht: Wenn Ihr mit PU-Kleber arbeitet – was ich nur empfehlen kann – dann zieht Handschuhe an. Das Zeug kriegt Ihr nur sehr schwer von den Fingern ab…
Ich leimte und schraubte also alle Rahmenteile zusammen und das Ganze sah dann so aus:
Nach der ersten Musterung meiner holden Gattin beschloss sie kurzerhand bat sie mich, den Rahmen oben nicht zu schließen, damit das Kerzenständermonstrum die Kerzenständer nicht so klobig wirken. Das war in zweierlei Hinsicht sehr erfreulich: Zum einen musste ich die Scheiben beim Lackieren nicht umständlich abkleben, sondern kann sie später einfach einschieben und zum Anderen muss ich die Taschenbohrlöcher später nicht zuspachteln.
Nun hatte ich Gelegenheit die Rahmen zu schleifen. Ich nahm dazu mein Multifunktionstool von Bosch (PMF 180E) und den passenden Dreieckaufsatz. Da ich die Maschine an meine Absauganlage anschließen kann, habe ich mit Staub keine Probleme.
Im Anschluss spachtelte ich die wenigen Vertiefungen und Unebenheiten aus und schliff sie nach dem Durchtrocknen glatt.
Es folgten die Füllbretter im unteren Teil.
Die Leimholzplatten sind 30 cm breit und passen somit exakt zwischen den unteren Rahmen. Ich muss sie nur noch auf Länge sägen. Das erledigte ich kurzerhand mit der Tischkreissäge und dem Schiebeschlitten.
Die Leimholzplatten sind leider von keiner guten Qualität, kosten aber auch in den Maßen 300 x 1200 mm nur 3,55 € pro Stück. Ich musste also die Astlöcher und Unregelmäßigkeiten spachteln. Das machte ich diesmal vor dem Schleifen.
Und noch ein Erfahrungskurveneffekt: Habe ich das Bastelglas bei der Laterne aufwändig mit dem Cuttermesser geschnitten, so habe ich durch einen Feldversuch herausbekommen, dass sich Bastelglas hervorragend mit der Tischkreissäge sägen lässt. Leider habe ich vor Aufregung kein Foto gemacht, aber lasst es mich Euch versichern: die Sägekanten waren absolut sauber!
Die Füllbretter wurden geschliffen und passten stramm in die vorgesehenen Öffnungen. Bei einigen Brettern musste ich etwas nacharbeiten – deshalb auch hier wieder: wer markiert ist klar im Vorteil !
Die Kanten der Füllbretter versah ich mit PU-Kleber, setzte sie vorsichtig ein und richtete sie aus. Den überschüssigen Kleber wischte ich gleich weg, es blieben aber trotzdem noch erhebliche Rückstände zurück. Das sah ich aber erst, als der Kleber auf gequollen und fest war. Mit einem Stechbeitel nahm ich die Kleberreste vorsichtig ab. Eine sehr zeitintensive Aufgabe…
Auch hier spachtelte ich die letzten Unebenheiten und Spalten weg und ließ alles über Nacht trocknen.
Da ich nun mehrere Werkstücke zu lackieren hatte, baute ich mir eine eigene Lackierkabine… na ja also eine Lackierecke…
Am nächsten Abend wässerte ich die Kerzenständer leicht und schliff mit einem 220er Schleifpapier vorsichtig die aufgestellten Holzfasern ab.
Danach lackierte ich sowohl die Kerzenständer, als auch meine Kübel und den Fußhocker mit einem stark verdünnten (etwa 20%) Weißlack aus Wasserbasis. Dazu benutzte ich die Feinsprühpistole.
Am nächsten Abend erfolgte die zweite Lackierung mit einem nur leicht verdünnten Lack.
Auch wenn man es auf den Bildern nicht sieht. Einige Stellen musste ich mit einem kleinen Pinsel nachbessern.
Auch einige Scheiben musste ich etwas anpassen, weil sie oben ein paar Millimeter überstehen.
Als Abschluss für die oberen Rahmen habe ich Aluplättchen zurechtgesägt und sie einfach oben aufgeklebt. Vorher wurde jedes Plättchen entgratet und die Ecken leicht abgerundet.
Jetzt entfernte ich die Folie von den Scheiben und übergab die Kerzenständer in einer feierlichen Zeremonie meiner Frau…. und erhielt gleich die nächste Bestellung für zwei dieser Kerzenständer…
Mit Deko sehen sie nun so aus:
Was würde ich beim nächsten Mal (und es gibt ja nun doch eins…) anders machen:
Ich würde auch hier mehr auf die Oberflächengüte achten. Obwohl ich die Holzteile vor dem Lackieren gewässert und angeschliffen habe, haben sich dennoch recht viele vorwitzige Holzfasern aufgestellt. Also nach der ersten Lackierung ein weitere Zwischenschliff.
Ich werde mir auch zukünftig mehr Zeit für das Spachteln nehmen. Vielleicht nehme ich doch lieber den Polyesterspachtel, statt dem herkömmlichen Feinspachtel.
Hallo Frank,
sowohl das hier gezeigte wie auch das Projekt Blumenkübel bauen sind Dir wirklich gelungen und regen zum Nachbau an!
Die Dokumentation ist ebenfalls top! Sehr ausführlich und ausreichend bebildert!
Wenn ich irgendwann mal Zeit habe… 😉
Hallo Markus,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ja, das mit der Zeit ist wohl gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit nicht ganz so einfach.
Bei diesen beiden Projekten gibt es aber einen direkten Bezug zu Weihnachten, so dass meine Frau mir die nötige Zeit einräumte…
Hallo Frank
die Kerzenständer sind dir wirklich mehr als gelungen, sie sind perfekt!….und die Anleitung ist auch super…
leider bin ich ein “Selbermacher” der alles aus “dem Lameng” herausbaut, was man dann auch manchmal sieht…mein Motto:” Perfekt unperfekt ” ich nenn das dann immer Prototypen ;-D…
viele Grüße Brigitte
Hallo Brigitte,
freut mich, dass Dir die Kerzenständer gefallen. Das gute an Handykameras ist, dass man die Details nur schwer erkennen kann. Die Dinge, die ich baue, sind keineswegs perfekt und den Anspruch habe ich auch gar nicht. Sollte ich mal irgendwann 50.000 € “über” haben und mir eine perfekte Werkstatt mit dem perfekten Werkzeug einrichten können, wo ich nur mit perfektem Materialien arbeite, wird das Ergebnis immer noch nicht perfekt, weil ich nun mal kein gelernter Tischler, sondern eben nur “Heimwerker” bin… 🙂
Von daher sind auch mir “Prototypen” viel sympatischer, weil wir nun mal Menschen und keine Maschinen sind und das Ganze ja sowieso nur aus Freude am “Machen” machen.
Übrigens entstehen fast alle meine Sachen zwar mit einer gewissen Vorplanung, ein Großteil aber eben auch aus dem Bauch heraus oder mit starken Abweichungen zur Planung.
Herzliche Grüße
Frank