Der Titel mag etwas verwirren… Es handelt sich dabei um einen Tisch, der nicht aus, sondern für Lego gebaut wird.
Mein Sohn ist ein leidenschaftlicher Lego-Fan und sein Zimmer sieht entsprechend danach aus. Jeder Vater, der in so einem Zimmer barfuß im Dunkeln durchmarschieren muss, weiß um die Gefahren von herumliegenden Legoteilchen… Die Lösung: das Lego muss von unten nach oben, in diesem Fall auf einen zusätzlichen Tisch, den wir als Vater-Sohn-Projekt bauen wollten. Mein Sohn sollte sich um die Vorgaben und die Schönheitsdetails kümmern, ich übernahm die Bauleitung.
Das Besondere an diesem Projekt ist die Schublade aus Massivholz mit Schwalbenschwanzverzinkung, die ich mit der Oberfräse herstellte!
Die Planung
Viel Platz ist ist in seinem Zimmer nicht mehr. Also haben wir eine Nische auserkoren, die etwa 110 cm breit ist. Mein Sohn wollte unbedingt ein Tiefe von 65 cm, weil darauf seine Lego-Sets passen. In der Höhe orientierten wir uns an dem rechts stehenden Regal von 79 cm.
Das Material
Wir einigten uns darauf, nur Material zu nehmen, was wir herumliegen hatten. So sollten die Beine und der Rahmen aus Dachlatten gebaut werden. Die Tischplatte sollte aus Leimholzplatten bestehen. Für den Zwischenboden fanden wir ein Reststück OSB-Platte, für die Schublade nahmen wir Reste einer Leimholzplatte.
Die Tischplatte
Wir fanden noch zwei Leimholzplatten, die wir mit Flachdübeln verleimten. Später sägte ich sie mit der Handkreissäge und einer Führungsschiene auf die Maße von 110 x 65 cm. Ich bestand aber darauf, dass er sie ordentlich abschleift.
Der Rahmen und die Beine
Ich Wir wollten eine simple und schnelle Lösung. Deshalb entschied ich mich, die Beine und den Rahmen mit Taschenbohrungen und Leim zu bauen, wie ich es auch bei meinem Lampenprojekt gemacht habe. Mein Sohn wollte die Dachlatten partout nicht vorher schleifen, also baute ich alles ungeschliffen zusammen…
Ich sägte die Dachlatten mit der Kappsäge zurecht und setzte die Taschenbohrungen.
Mit Leim und den passenden Schrauben ging das Ganze ziemlich schnell
Erst jetzt einigten wir uns auf die Höhe der Schublade – 8 cm. Das war wichtig, weil wir den Abstand von Rahmenunterseite und Zwischenbodenoberseite mit Seitenteilen abdecken wollten. Ich sägte also drei Bretter auf 8,5 cm Breite zurecht und passte sie an den Seiten und hinten ein. Auch das mit Taschenbohrungen und Leim.
Nun folgte der Zwischenboden. Die OSB-Platte sägte ich auf die Außenmaße des Rahmens zurecht. Um die Beine auszuklinken, legte ich den Rahmen auf die OSB-Platte und zeichnete alles an und sägte es aus.
Es passte alles erstaunlich gut und ging erstaunlich schnell… ungewöhnlich…:-)
Die OSB-Platte wurde mit Leim und Schrauben befestigt. Dazu nutzte ich zum Vorbohren das erste mal meine Bohrer mit aufgesetztem Senker. Auch das ging sehr schnell über die Bühne.
Ich war regelrecht in einem Geschwindigkeitsrausch, bis… ja mein Sohn mir eröffnete, dass die Schublade mindestens 10 cm hoch sein muss, weil sonst seine ganze Planung nicht hinhaute… Es blieb mir also nichts anderes übrig, als die Öffnung für die Schublade um 2 cm nach oben zu vergrößern.
Mit einem Streichmaß zeichnete ich die 2 cm Marke an.
Ich sägte von der Dachlatte 2 cm mit der Handkreissäge aus (Tauchschnitt) und entfernte den Rest mit der Säbelsäge.
Die Schublade
Nun folgt der eigentlich spannende Teil. Der Bau der Schublade mit Schwalbenschwanzzinken. Der Clou dabei: Sowohl die Zinken, als auch die Schwalbenschwänze habe ich mit der Oberfräse hergestellt. Dazu nutzte ich ein Fräser-Set, dass ich bereits vor langer Zeit gekauft, aber nur einmal im Einsatz hatte.
Es besteht aus einer Form, aus der man eine Schablone herstellen kann und aus passenden Fräsern mit Anlaufringen, die in der Schablone durch das Werkstück geführt werden. Es gibt eine englische Anleitung und eine etwas verwirrende deutsche Übersetzung. Da die Fräser und das ganze System nicht für das metrische, sondern für das amerikanische Maßsystem ausgelegt sind, musste ich vor allem bei der Wahl der erforderlichen MDF-Platte erstmal suchen. Wenn du aber einige Zinken gefräst hast, geht das Ganze schnell von der Hand und die Verbindung ist recht stabil. Vielleicht schreibe ich zu diesem System mal einen eigenen Artikel.
Mit der Schablone sollst du dir auf jeden Fall erstmal eine Arbeitsschablonen mit Anschlag bauen.
Das habe ich vor geraumer Zeit auch gemacht, die Schubladen für mein Tresenprojekt gebaut und sie danach nicht wieder im Einsatz gehabt. Ich musste also etwas herumprobieren, um wieder ein ordentliches Ergebnis zu erzielen.
Gut das meine Restholzkiste prall gefüllt war… 🙂
Es passt schon ziemlich gut und ging nachher auch wirklich schnell.
Bevor ich die vier Teile zusammenleimte, sägte ich an der Tischkreissäge ein Nut für den Boden aus.
Im Nachhinein hätte ich dafür lieber die Oberfräse nehmen sollen… egal, beim nächsten mal…
Aus 10 mm Sperrholz sägte ich den Boden zurecht, verleimte die Seitenteile sowie den Boden. Um etwas Stabilität hineinzubringen, pinnte ich den Boden, bevor ich alles mit Schraubzwingen fxierte.
Als der Leim abgebunden hatte, schliffen wir die Seiten sauber ab, damit die teilweise überstehenden Zinken bündig waren. Die Schublade war wirklich gelungen und schön stabil.
Um sie vor dem Herauskippen zu bewahren, setzte ich eine zusätzliche Leiste ein. Sie hielt die Schublade im herausgezogenem Zustand.
Um die Schublade seitlich zu sichern, setze ich einfach jeweils eine Leiste aus OSB-Abschnitten. Ich ließ etwa 3 mm auf jeder Seite Platz zwischen leiste und Schublade.
Nun kam die Frage auf, wie wir die Tischplatte befestigen. Schrauben von unten fiel weg, Schrauben von oben fand ich doof war nicht ideal. Also setzten wir Halteklötzchen, die seitliche mit einer Feder ausgestattet waren und in eine Nut des Rahmens fassten. Ich machte mir das dabei etwas einfach und sägte Klötze zurecht, sägte in diese und in den Rahmen jeweils eine Nut mit der Flachdübelfräse und leimte in die Klötze einen Flachdübel ein.
In die Klötze bohrte ich zwei Löcher vor und steckte sie in die Schlitze im Rahmen.
Nun legten wir die Platte auf, richteten sie aus, fixierten sie mit zwei Zwingen und verschraubten die Klötze in dieser Position mit der Platte. Fertig.
Na ja, ganz so einfach war es nicht, weil mein Arbeitsbereich doch sehr, sehr eingeschränkt war. Aber natürlich haben wir Heimwerker für nahezu jedes Problem eine Lösung. Meine hieß “Winkel-Bithalter” oder wie man das Teil auch nennt…
Ich habe das Teil mal irgendwann für ein paar Euro gekauft und bisher noch nie genutzt. Jetzt wusste ich aber seinen Nutzen durchaus zu schätzen… 🙂
Die Schublade musste natürlich eine Front haben. Aufgrund der hartnäckigen Weigerung meines Fidibus, die Teile vorher zu schleifen, sahen die Seiten des Tisches nicht wirklich gut aus. Beim Nachdenken fiel mein Blick auf ein Paket Laminatreste. Wir beschlossen nicht nur für die Schubladenfront Laminat zu nehmen, sondern auch die verpfuschten Seiten damit zu belegen.
Das Laminat hat den Farbton “Tiroler Lärche” und als Kontrast sollte der restliche Tisch weiß lackiert werden. Nun musste mein Sohn doch noch schleifen… 🙂
Sowohl die Schubladenfront, als auch die Seitenteile haben wir mit Montagekleber befestigt. Die unschönen Kanten des Laminats habe ich später weiß lackiert.
Da wir uns nicht auf die Form oder das Material des Griffes einigen konnten, kauften wir einen im Baumarkt. Die Unterseite der Schublade und den Zwischenboden behandelte ich noch ausgiebig mit Antikwachs, um den Lauf zu verbessern.
Nachdem der Griff montiert war, trugen wir den Tisch in sein Zimmer.
In diesem Moment entschied mein Sohn, dass der “Lego-Tisch” ab sofort kein “Lego-Tisch” mehr ist, sondern sein zukünftiger Schreibtisch… Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich deutlich mehr Zeit und Geduld in den Tisch investiert.
Mein Sohn meinte nur lapidar, genau deswegen hat er das Projekt auch “Lego-Tisch” genannt… Clever mein Großer… 🙂
Herzliche Grüße
Frank
-der Kellerwerker
Ja, das sind die Projekte die das Leben schreibt… Sehr schön.
Ein Artikel über die Frässchablone wäre interessant, weil sich da die Frage stellt, ob es immer die sündhaft teuren Schablonen von Leigh & Co sein müssen?
Ich finde, das Endergebnis kann sich (auch in seiner neuen Funktion als Schreibtisch) echt sehen lassen! Schön, dass unser Undercover Jig bei so einem tollen Projekt zum Einsatz gekommen ist. 🙂
Beste Grüße, Julia von wolfcraft
Der ist doch richtig gelungen! Gute und ausführliche Beschreibung und Bebilderung. Was man mit ein paar Handgriffen und geeignetem Werkzeug doch alles herstellen kann.
Der “Winkel-Bithalter” sieht äußerst nützlich aus! Manchmal sieht man Dinge im Baumarkt und fragt sich: Wofür? Und dann kommt der Moment wo man denkt: “Ach dafür” 😀
Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn ich einen dunkleren Farbton noch schöner gefunden hätte, wegen dem Kontrast. Grüße