Vorderzange selber bauen

Das Glück ist mit dem Suchenden… in meinem Fall nach dem Sperrmüll-Ausschauendem.

Ich fand auf einem verlassenem Sperrmüllhaufen die Seitenteile eines alten Kiefernbettes. Die stachen mir deshalb gleich ins Auge, weil es sich um 4 cm starke, 20 cm breite und 2 Meter lange Seitenteile handelte, die ich kurzerhand zusammen mit dem auseinandergenommenen Lattenrost in meinen Wagen legte.

Nun da ich beschloss eine Vorderzange selber zu bauen, kam mir mein abendlicher Fund sehr zugute.

Ich sägte mir von den Seitenteilen zwei Stücke á 40 cm ab. Das waren meine beiden Vorderzangen-Backen.

 

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schön gerade abgesägt mit meinem Sägeschlitten für die Tischkreissäge…

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Das sind die beiden Backen

 

 

 

 

 

 

 

Die beiden Backen habe ich jeweils mit zwei 25mm Löchern versehen, durch die die Gewindestangen geführt werden.

Als nächstes sägte ich mir die Multiplexplatte als Basis zurecht. Ich orientierte mich dabei an der Platte meines Schraubstocks.

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Die Grundplatte bereits mit Löchern versehen

Die Löcher für die Gewindestangen der Werkbank wurden gebohrt. An die Vorderkante der Grundplatte habe ich ein Stück Douglasie geleimt und von unten geschraubt. Da wird die feste Backe gegengesetzt.

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Die festehende Backe wird nicht nur geklebt (PU-Kleber)…

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… sondern auch geschraubt…das wird halten!

 

 

 

 

Für die Gewindestangen, benötige ich für die feste Backe ein Gegenstück, also für jede Stange eine Mutter.

Dazu leimte ich ein zwei Stück Multiplex-Birke zu einem Stück zusammen und bohrt passend zwei 25mm Löcher hinein. Die Muttern passte ich mit dem Stechbeitel entsprechend ein.

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Die Muttern werden eingepaßt

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Das Gegenstück zu den Gewindestangen habe ich hier vor dem Bohren angehalten

Bis hierher war alles echt einfach und eine Kleinigkeit. Doch dann kam es…

Für die vordere Backe wollte ich vorne ein 5mm-Flacheisen versenken, durch das die Gewindestangen geführt werden. Auf dem Flacheisen werden die Griffe festgedreht und somit entsteht an der Vorderseite kein Verschleiß.

Ich stand also jetzt vor der Aufgabe in ein 5mm Flacheisen zwei 25mm Löcher zu bohren… ohne Bohrer… Der größte Bohrer den ich hatte war 13mm. Kein Problem, dann feilen wir den Rest eben auf…

Ich habe bis zu diesem Punkt einen kleinen Teil meine leidvolle Erfahrungen während meiner Lehrzeit völlig verdrängt…: U-Stahl-Feilen!!!

Zwei oder drei Wochen haben wir während der Metallausbildung nichts weiter gemacht, als mit einer Flachfeile ein großes Stück U-Stahl zurechtzufeilen. Es war die Hölle! Nicht nur, weil wir uns schmerzhaft Hornhaut erarbeiteten (dem gehen immer Blasen voraus…), sondern es ging alles so langsam und die Erfolge nach jedem Arbeitstag betrugen immer nur ein bis zwei Millimeter Abtrag…

Aber auch kein Problem… wir haben ja Elektrowerkzeuge. Zum Beispiel… den Dremel-Ersatz von Aldi…mit Fräser. Das ging ganz gut, bis der irgendwann abbrach… nach zwei Minuten… Also Rundfeile raus und loslegen. Nach einer Stunde Feilen mit Aufzählung sämtlicher Schimpfwörter, die ich jemals in meinem Leben gelernt habe (das Hobby soll Spaß machen…!), waren die beiden Löcher auf die richtige Größe aufgefeilt. Deshalb arbeite ich auch lieber mit Holz als mit Stahl!

Genug gejammert.

Die Löcher waren drin und ich brauchte jetzt noch zwei Griffe, um die vordere Backe festzuziehen. Dazu sägte ich mangels Alternativen zwei Stücke von einer Dachlatte ab, bohrte erst ein 30mm Loch etwa 30 mm tief. Im nächsten Schritt bohrte ich ein 25 mm Loch in die Stirnseite und passte jeweils eine M25 Mutter ein. Die Ecken rundete ich mit meinem Tellerschleifer ab und formte sie griffig.

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Der Absatz zeigt vorne das 30mm Loch und weiter hinten das 25 mm Loch

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Muttern mit M5-Gewinde

Die Muttern, die für die Griffe vorgesehen waren, bohrte ich von der Seite mit einem 3,5 mm Bohrer an. Ich schraubte die Gewindestange zusammen mit etwas Epoxykleber rein und bohrte durch das vorhandene Loch auch durch die Gewindestange durch. Jetzt konnte ich ein M5-Gewinde reinschneiden und die Gewindestange mit einer Schraube gegen drehen sichern. Das hört sich jetzt alles so einfach und reibungslos an. War es aber nicht, denn ich brach beim Bohren in die Gewindestange zwei Bohrer und später einen Gewindeschneider ab…

JUHUU, jetzt bin ich fertig!

Ich setzte die Gewindestangen vorsichtig ein und schraubte die Backen zusammen und spannte mein erstes Werkstück ein.

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Es funktionierte nicht… jedenfalls nicht so, wie ich es haben wollte… Das Problem war schnell klar:

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Dadurch das die vordere Backe nicht durch Stangen geführt wird, “hängt” sie quasi an der Gewindestangen. Spannt man oben ein Werkstück ein, verzieht sich die Backe so, dass sie unten näher an der festen Backe liegt, als oben, wo sie vom Werkstück begrenzt wird. Dadurch kann aber auf das Werkstück kein gleichmäßiger Druck aufgebaut werden. Außerdem sind die Innenseiten der Backen zu rutschig.

Ich war enttäuscht… aber auch fest entschlossen, dieses Problem zu lösen…!

Da ich ja fast alle Werkstücke im oberen Bereich einspanne, muss ich im unteren Bereich also Abstandshalter haben. Abstandshalter, die man verstellen kann. Also Gewindestangen…!

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Durch die vordere Backe bohrte ich unten rechts und links ein 8mm Loch. Auf der Innenseite der Vorderbacke, passte ich jeweils rechts und links eine M8 Mutter ein.

Da wo die Gewindestangen gegen die feststehende Backe kommen, passte ich ein Stück Flachstahl ein und fixierte es mit Epoxykleber.

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Weil es doch sehr aufwändig ist die Backen von “ganz schmal” zu “weit auseinander” zu drehen, überlegte ich mir, das diese Arbeit ja mein Akkuschrauber übernehmen könnte. Also “epoxierte” ich in die Stirnseite der Griffe M6 Schrauben, in die ich meinen Akkuschraube spannen konnte und die Griffe somit schneller drehen und das Ganze schneller zusammen oder auseinander drehen konnte.

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Eine Schraube mit Mutter

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…wird mit Epoxykleber eingeschlagen

 Um die Innenflächen griffiger zu machen, klebte ich dünne Korkmatten ein.

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Vorsicht beim Zusammenleimen…

Ich leimte sie mit Holzleim fest, legte Backpapier zwischen die Backen und spannte die Backen über Nacht fest. Das Backpapier ist wichtig, weil der Leim durch die Löcher im Kork quillt und sonst die beiden Korkplatten zusammenkleben…

Jetzt hält die Vorderzange alles bombenfest und es rutscht gar nix mehr. Das Einstellen ist etwas aufwändig, weil die Abstandshalter immer neu eingestellt werden müssen, aber das nervt mich jetzt noch nicht so stark, dass ich eine neue Vorderzange bauen muss.

Der einzige gravierende Nachteil war der, dass ich mir drei Hosen an den “Drehhilfen” aufgerissen habe. Nun sind sie weg… die Drehhilfen und die Hosen.

Sollte ich nochmal eine Vorderzange bauen, würde ich wahrscheinlich wenigstens eine Führungsstange einsetzen, damit ich die Abstandshalter nicht mehr brauche.

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Vorderzange selber bauen

Vor vielen Jahren habe ich durch einen großen Zufall für 2 DM (ups.. tatsächlich vor vielen Jahren…) einen 100 mm breiten Schraubstock gekauft.

Den Schraubstock habe ich auf eine Multiplexplatte geschraubt, die ich an vier M10 Gewindebolzen, die aus meiner Werkbank ragen montieren kann. Die Montage erfolgt mit Flügelmuttern, so dass der Abbau schnell von statten geht.

 

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Bei der Arbeit mit Holz weist so ein normaler Schraubstock erhebliche Nachteile auf. Man benötigt Backenschoner, um einzuspannende Holzteile nicht zu beschädigen und die Auflagefläche ist mit 100 mm Breite häufig zu gering.

 

Was mir fehlte war eine Vorderzange an meiner Werkbank!

 

Nun ist meine Werkbank ca. 200 Jahre alt und hat eine Hinterzange und eine einfache Spannvorrichtung mit einer Spindel (ich weiss nicht, wie man so etwas nennt…)

 

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Spindeldings…

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Hinterzange…

 

Die Idee war, eine einfache Vorderzange mit zwei M24 Gewindestangen (diese Lösung fiel mir im Baumarkt ein), einem feststehenden Teil und einer verstellbaren Backe. Die Vorderzange sollte so wie der Schraubstock auf einer Multiplexplatte montiert sein, damit ich sie schnell auf- und abbauen kann.

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Also ab in den Keller…

 

 

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